Donnerstag, 4. Dezember 2008

Trip nach St.Petersburg Tag IV

Am Sonntag sollte es dann auf Heimreise gehen. Morgens war noch ein kleiner Spaziergang mit dem Thema der Belagerung von Leningrad vorgesehen. Um aber die Spannung vorwegzunehmen, auch dieses mal schafften wir es nicht um 10 Uhr morgens teilzunehmen. Nach der Führung sollte der Bus um 12 Uhr Mittags fahren, um 10 vor 12 klingelte unser Wecker, wir rafften unsere Sachen zusammen und standen total zerknittert um 11:59 Uhr am Bus und zur Abfahrt bereit.
Langsam bewegten wir uns in Richtung russisch-finnische Grenze, an welcher wir dann feststellen mussten, dass die Einreisebeschränkungen nochmals verschärft wurden, da an diesem Donnerstag OSZE-Konferenz in Helsinki ist. Die ganze Passkontrolle dauerte eine Ewigkeit, immerhin hatten wir aber zwischendurch die Chance unsere Alkoholvorräte für Zuhause im Dutyfree aufzufüllen. So erstand ich einen edlen russischen Wodka und war für die nächsten Stunden glücklich.
Hundemüde und mit wenig Schlaf auf der Busfahrt kamen wir gegen 20 Uhr in Helsinki an. Noch eine kurze Metrofahrt und ich war endlich wieder zu Hause und konnte ein wenig Kraft tanken. Leider musste ich dann erfahren, dass die Eintracht mit 5:0 in Bremen abgeschlachtet wurde, was den Abend ein wenig trübte.
Last but not least habe ich noch den Link zu den Bildern für euch, et voilà: die Bilder!

Trip nach St.Petersburg Tag III

Noch kurz vor dem Einschlafen beschlossen wir die Bus-Stadttour am nächsten Morgen ausfallen zu lassen, um uns ein wenig Schlaf zu gönnen. Genau dies taten wir dann auch - wir schliefen bis kurz nach 12 und verpassten somit das Frühstück, als auch die Bustour (welche eh nicht so der Wahnsinn war, wie uns erzählt wurde). Nach einer schneller Dusche ging es dann in die Innenstadt wo das Mittagessen in einem kleineren russischen Palast auf dem Programm stand. Nach kurzem Herumirren fanden wir dann endlich das richtige Haus und kamen grade pünktlich zum ersten Gang.
Das Essen ansich war sehr lecker, es gab erst einen Salat, dann eine Zwiebelsuppe, als Hauptgericht Geschnetzeltes in Pilzsoße mit Kartoffeln und als Dessert Pfannkuchen. Der Palast war sehr edel eingerichtet und gehörte wohl einer der ehmaligen adeligen Familien und entstammte noch aus der Zarenzeit. Nach dem Hauptgericht wurden wir dann von drei russischen Folkloremusikern mit russischer Musik verwöhnt. Dabei waren natürlich auch einige Lieder, bzw. Rhythmen, die man kannte und welche oft von anderen Künstlern im Westen benutzt wurden. Nach dem Dessert gab es dann noch einige russische "Spiele", die den Nachmittag doch erheblich erheiterten. Von einem Wettstreit, bei dem beide Gegner versuchen des anderen Mütze zu entweden, habe ich sogar ein Video.

Die restlichen Spiele waren meist irgendwelche verkappten Kuppelspiele, wie man sie überall auf der Welt kennt. Nach zwei lustigen Stunden voller Essen, Musik, Spielen und viel Geklatsche ging es dann auf den Heimweg Richtung Hotel während die anderen noch den Palast unsicher machten, indem Rasputin ermordet wurde.
Ich suchte verzweifelt nach einer Post um Briefmarken zu kaufen, blieb allerdings unfündig. Anschließend könnte ich mir noch einen kurzen Nachmittagsschlaf, ehe wir uns wieder um kurz nach 20 Uhr auf Zimmer 535 zur Preparty trafen. Dieses Mal waren wir einige mehr, da fast niemand an diesem Abend in die Oper gegangen ist. Wir bereiteten uns also pflichtbewusst auf unseren letzten Abend in der russischen Metropole vor und gingen dies geflissentlich an. Wir nahmen eine der letzten Metros zurück in die Stadt, welche uns zu dem Club unserer Wahl für den heutigen Tag bringen sollte. War es gestern noch eher eine Bar mit Tanzfläche gewesen, sollte es dieses Mal ein richtiger Club sein.
Wir liefen von der Metrostation eine knappe Viertelstunden und stellten dann fest, dass der Eintritt 400 Rubel betragen sollte, was knappe 12 Euro waren. Dadurch, dass wir aber in russischer Begleitung waren und ein wenig in der Landessprache verhandelten zahlten wir letztendlich nur 250! Der Club war recht gut besucht und hatte unter Anderem eine drehende Tanzfläche, Wasser welches von Zeit zu Zeit von der Decke auf die Tanzfläche lief und neben Nebelmaschinen auch noch Schaummaschinen.
Dafür waren die Getränkepreise auch wesentlich höher. Mitten in der Nacht trat auf einmal ein Zauberer auf der Tanzfläche auf, der einige interessante Tricks zeigte, aber eher die Stimmung ein wenig zerstörte. Nichtsdestotrotz feierten wir relativ lange und beobachten dabei das sehr extrovertierte Verhalten der russischen Damenwelt, welches ja immer in Gerüchten angesprochen wird.
Anschließend erfuhren wir allerdings, dass wir auf einer größeren Insel waren und das Problem bestand, dass alle Brücken Richtung Festland bis 5 Uhr morgens geschlossen sind. Da wir eh schon halb 5 hatten und noch nicht grade müde waren, machte uns das wenig aus - aber wir fragten uns, wie es in einer Großstadt sein kann, dass man nicht mehr vor 5 Uhr von einer relativ großen Insel wegkommt und so gezwungen ist die ganze Nacht zu feiern.
Kurz nach 5 verließen wir also die Discothek und folgten der Weisheit, die unser Reiseguide uns anvertraut hat. Wen man ein Taxi will, einfach den Arm raushalten: Jedes Auto kann ein Taxi sein. Und tatsächlich, das erste Auto hielt direkt an und fuhr uns für 400 Rubel die 20 Minuten nach Hause. Um halb 6 angekommen gingen wir noch auf ein spätes Bier auf eines der Zimmer, bevor ich dann um halb 7 hundemüde in mein Bett fiel und den Abend nochmal Revue passieren ließ!

Dienstag, 2. Dezember 2008

Trip nach St.Petersburg Tag II.2

Während anschließend einige von uns ins Ballett gingen um "Schwanensee" zu sehen, nutzen wir die kulturfreie Atempause um noch ein kleines Nickerchen zu halten. Irgendwann nach 20 Uhr trafen wir uns dann in einem Hotelzimmer, um uns für die Partynacht vorzubereiten. Komischerweise wurden wir immer mehr und buntgemixter, so dass auch die Spiele immer lustiger und die Stimmung immer besser wurde.
Gegen 22 Uhr fuhren wir dann in die Innenstadt um noch die Anderen vom Ballett einzusammeln, bevor es dann richtig los gehen sollte. Nach einer kleinen Stärkung bei einer amerikanischen Fastfood-Kette waren dann auch alle so richtig bereit um Party zu machen.
Nach dem wir unsere erste Alternative leider nicht fanden, gingen wir rein zufällig in eine andere Bar, die auch in unserem Tourguide als Studetenbar angegeben war. Die "Fidel" Bar war zu diesem Zeitpunkt (Mitternacht) schon reichlich gefüllt, besser gesagt brechend voll. Nachdem wir an den Türstehern vorbei waren zwängten wir uns grade so rein und suchten uns erstmal einen Platz, der dank der guten Musik mitten auf der Tanzfläche lag. Danach wurde sich erstmal mit super günstigem (2 Euro) Bier eingedeckt und losgerockt. Die Musik war gemischt und gut, von elektronisch über alten Hiphop bis Rock war für jeden etwas dabei (absoluter Stimmungshöhepunkt an dem Abend war "Justice")
Und so feierten wir bis tief in die Nacht, lernten einige Russen und andere Studenten kennen und beschlossen dann irgendwann nach 4 Uhr morgens doch langsam mal ein Taxi nach Hause zu nehmen. Nach kurzer Verhandlung mit dem Taxifahrer schafften wir es 13 Leute in 2 Taxis unterzubringen (ich liebe Russland!) und kamen sicher, schnell und billig nach Hause. Zu Hause angekommen ging es aber noch nicht sofort ins eigene Bett, erst wurde noch ein wenig der Restalkohol der Preparty getrunken und über den vergangenen Tag geredet. Gegen halb 6 schaffte ich es dann endlich als einer der Letzten ins Zimmer und freute mich auf meinen Schlaf, welcher rein rechnerisch 3 1/2 Stunden betragen sollte.

Trip nach St.Petersburg Tag II.1

Freitagmorgen klingelte um halb 9 der Wecker und riss mich aus meinem erholsamen Schlaf. Der vorherige Abend zeigte noch leichte Nebenwirkungen, denn ich hatte Kopfschmerzen. Da ich seit langer, langer Zeit morgens keine Kopfschmerzen mehr hatte, musste also das schlechte Bier in Russland dran Schuld sein - immerhin hatte ich nicht wirklich zu viel getrunken. Glücklicherweise hatte ich meine Ibuprofen eingepackt und so gings mir schnell besser.
Das Frühstück im Hotel war eher zum abgewöhnen und so beschloss ich innerlich schonmal, die nächsten Tage auszuschlafen. Um 10 Uhr ging es mit dem Bus in Richtung Pushkin zum Katharina-Palast. Während der Fahrt redete unsere Reisebegleitung von nichts anderem als dem Krieg und die Deutschen bekamen ordentlich ihr Fett ab - dabei ist doch der Erasmus-Leitsatz streng nach Monty Python seit jeher gewesen: "Don't mention the war".
Der Palast ansich war sehr großräumig angelegt und komplett in Gold verziert und ausgeschmückt. Riesige Ballsäle mit eindrucksvollen Decken- und Wandgemälden wechselten sich mit Speiseräumen mit prachtvollem Inventar ab. Das eigentlich Highlight des Palastes ist aber das seit 2003 wieder restaurierte Bernsteinzimmer. Eigentlich ist es in diesem verboten Fotos zu machen, aber ich hab mir die Chance natürlich nicht nehmen lassen - und so wird es bald auch ein paar Fotos zu sehen geben. Den Link werde ich am Ende des letzten Berichtes einstellen. Der Palast war von der Größe, Dimension, Schönheit und der beeindruckenden Zurschaustellung von Reichtum schon sehr, sehr eindrucksvoll.
Als wir mit unserer Führung fertig waren fuhren uns die Busse wieder zurück in die Innenstadt, was eine halbe Ewigkeit dauerte, da die Staus in der Innenstadt von St.Petersburg einfach furchtbar sind. Nach dem wir kurz was essen waren, gingen wir ins Hermitage - das weltgrößte Kunstmuseum, mit knapp 60.000 Exponaten in der Ausstellung und über 3 Millionen im Archiv.
Das Gebäude ansich war auch ein ehemaliger Palast und alleine die Aufmachung des Museums war beeindruckend. Die einzelnen Sammlungen waren untergliedert in verschiedene Epochen und Länder. Ich machte mich also erstmal auf Richtung deutsche Maler. Der Teil, in dem sich diese befinden sollten wurde aber grade restauriert und so waren sie im ganze Museum verstreut. Also schaute ich mir die italienischen (Da Vinci, Michelangelo), flämischen (Rubens), niederländischen (jede Menge toller Rembrandts) und französischen (Monet und 28 x Picasso in einem Raum!) Künstler an. Später fand ich dann auch die deutschen Maler, wo ich unter anderem Cranach, Beckmann und drei wunderschöne Bilder von meinem Favorit Caspar David Friedrich sah. Insgesamt eine sehr, sehr eindrucksvolle Ausstellung, wo grade in den Räumen der italienischen Maler und bei den ganz berühmten Bilder viel Gedränge ist - sich aber ansonsten viele kleinere, unbekannte aber dennoch wunderschöne Bilder in Räumen mit gähnender Leere befinden und man genug Zeit hat diese aufmerksam zu studieren. Anschließend ging ich noch durch den prähistorischen Teil, um teilweise 3000-4000 Jahre alte Fundstücke zu sehen.

Montag, 1. Dezember 2008

Trip nach St.Petersburg Tag I

Um halb acht fuhr unser Bus, der nicht einmal zur Hälfte gefüllt war in Richtung St.Petersburg los. Es war recht ruhig, da die meisten noch unausgeschlafen waren, und so nutzten die meisten die ersten Stunden der Fahrt bis zur russischen Grenze um noch ein wenig Schlaf zu bekommen. Nach knapp 2 Stunden machten wir die erste Pause kurz vor der Grenze um ein wenig zu frühstücken, anschließend ging es zur finnischen Grenzkontrolle, welche recht zügig verlief.
An der russischen Grenzkontrolle wurde unser Visa, für welches wir stolze 45 Euro löhnen mussten, ganze drei mal kontrolliert: einmal im Bus, einmal in der Grenzstation und dann noch einmal beim Einsteigen in den Bus. Die ganze Prozedur zog sich ein wenig in die Länge und so kamen wieder ein paar Erinnerungen an die umfangreichen Grenzkontrollen in Südamerika hoch. Nach einer knappen Stunde hatten wir uns dann aber sämtlichen Prozeduren unterzogen und konnten die restlichen vier Stunden Richtung St.Petersburg fahren. Ich schaffte es noch ein wenig Schlaf zu erwischen und wachte auf, als wir schon im Einzugsgebiet der Stadt waren und die Abenddämmerung langsam einsetzte.
Als wir im Hotel ankamen war es schon 16:30 Uhr russischer Zeit und wir hatten noch einen Moment Zeit, bis das erste Event auf uns waren sollte. Die Hotelzimmer waren eigentlich recht nett, da wir allerdings drei Personen waren, hatten wir ein Zustellbett. Wir mussten also ausknobeln, wer auf dem ungemütlichen schlafen sollten - gottseidank hatte ich Glück und sicherte mir ein gemütliches Hotelbett.
Da wir mittlerweile absolut hungrig waren gingen wir etwas zu essen suchen. In St.Petersburg - und auch in unmittelbarer Nähe unseres Hotels - wimmelt es von Sushi Restaurants und so entschieden wir uns dafür. Das Essen war zwar nicht unbedingt preiswert, dafür aber recht gut und ich hatte schon ewig kein richtiges Sushi mehr gegessen. Pünktlich zum Treffpunkt für die Boottour waren wir dann auch fertig und versammelten uns im Foyer.
Auf dem Programm stand eine nächtliche Bootstour durch die Kanäle St.Petersburgs - mit Sekt und Schokolade. Es war die letzte Woche im Jahr, dass dieses aufgrund der Wetterbedingungen möglich war. Trotzdem hatte am Abend ein leichter Nieselregen eingesetzt und das Wetter war alles andere als schön. Insgesamt waren es drei Boote und wir nahmen im größten Platz, schnappten uns Sekt und Schokolade, machten jede Menge Bilder von den beleuchteten Gebäuden und lernten die anderen Leute aus unserer Gruppe kennen (Mittlerweile waren noch einige Studenten zu uns gestoßen, die vorher in Moskau waren und knappe 100 Leute aus Turku). Die Brücken in St.Petersburg waren extrem niedrig und so musste man jedesmal ein wenig den Kopf einziehen, wenn man unter einer durch fuhr. Als wir gegen Ende der Bootstour aufgrund der Kälte im Innenraum saßen, kam es wie es kommen musste: Eine Brücke erwischte unseren Fahrer, knockte ihn zu Boden und ließ das Boot zuerst gegen die Brücke und dann gegen das andere Boot krachen. Aufgrund der niedrigen Geschwindigkeit passierte allerdings nichts ernsthaftes und so war es eher lustig als wirklich gefährlich.
Nach der Boottour gingen wir in einer größeren Gruppe in einer Bar, tranken ein paar Bier und genossen den Abend. Da die meisten doch immer noch recht müde waren, beschlossen wir die letzte Metro um kurz nach 12 nach Hause zu nehmen. Die Metrofahrt kostet knappe 50 Cent und das Metrosystem St.Petersburgs ist das tiefste der Welt - die Rolltreppe braucht knappe 2 Minuten für den Weg nach unten. Nachteil ist, dass so gut wie nichts beschriftet ist - und somit kaum einmal einsehbar ist, an welcher Station wir grade sind. Wir fragten eine junge Russin und es stellte sich raus, dass sie auch an der selben Station wohnte. Glück für uns.
Wir stiegen aus und liefen die knapp 10 Minuten von der Metrostation zum Hotel durch einen Park - kurz vorm Hotel kam es noch zu einer spontanen Schneeballschlacht mit dem Restschnee, welcher am nächsten Tag schon komplett geschmolzen sein sollte. Im Hotel angekommen wollten wir grade aufs Zimmer, als wir aus dem Foyer zwei Stockwerke weiter unten Stimmen hörten. Dort saßen knapp 40 Leute unserer Gruppe und hatten noch eine kleine Party am Laufen. Diejenigen, welche noch nicht wirklich müde waren, schlossen sich der Afterparty an und irgendwann nach 2 Uhr am Morgen ging es dann für mich ins Bett - mit jeder Menge Vorfreude auf den nächsten Tag.

Donnerstag, 27. November 2008

ab nach St.Petersburg ...

Jetzt sitze ich hier, um 6:45, und mein Bus geht gleich: ab nach St.Petersburg. Nach 3 Stunden Schlaf freue ich mich schon ungemein diese Stadt kennenzulernen. Einen ausführlichen Bericht gibts natürlich auch, eventuell schon während meiner Reise, wenn ich etwas Zeit habe, aber spätestens, wenn ich dann Ende des Wochenendes zurück bin.
Wünsche dann schon mal prophylaktisch ein schönes Wochenende und einen tollen Dezemberanfang und ersten Advent (ist doch tatsächlich schon diesen Sonntag - das Jahr geht wieder mal schnell rum).

Montag, 24. November 2008

Wintereinbruch

Nachdem es gestern ordentlich gestürmt hat und jede Menge Schnee gefallen ist, hat es auch in der Nacht nicht aufgehört. Mittlerweile ist alles mit Schnee bedeckt und ganz Helsinki ist in weißer Watte eingepackt. Gestern und heute Nacht sind 30-40 cm Neuschnee gefallen, so dass sogar unser kompletter Balkon voller Schnee ist. Als ich gestern Abend aus dem Kino nach Hause kam, hatte ich einige Mühe durch den Schnee zu laufen - an manchen Stellen hatte der Wind den Schnee auf Kniehöhe aufgestapelt.



Oben der Blick auf unseren Eingang. Unten die eingeschneiten Autos auf dem Parkplatz!

Sonntag, 23. November 2008

Besuch aus Frankfurt Teil II

Am Samstag schliefen wir erstmal ewig lang aus - gut das es in Finnland an trüben Tagen kaum noch hell wird. Nachdem wir soweit alle wieder munter waren, gingen wir einkaufen. Geplant war ein großes Frühstück mit Rührei und Bratkartoffeln um die restlichen Spuren des vorhergehenden Abends zu verdrängen. Gemütlich kochten, aßen und quatschten wir und mittlerweile war es schon Nachmittag.
Da am Abend eine Party in unserer Wohnung stattfinden sollte, gingen wir nach dem Essen noch ein wenig Alkohol einkaufen, um bestens gerüstet zu sein. Danach wurde die Wohnung noch ein wenig gesäubert und dann starteten wir schon mit dem ersten Bierchen, einer Shisha und der Anwesenheit meiner Mitbewohner. Die ersten Freunde vom Spanier waren schon da und so war schon ab 18 Uhr ein wenig Betrieb in der Wohnung.
Insgesamt kamen knappe 30 Leute und füllten unsere Wohnung doch ausgesprochen gut. Der Anteil der Deutschen war dieses Mal erstaunlich hoch, aber es ließen sich auch ein paar Finnen blicken. Kurz nach 12 machten wir uns dann in einer geschlossenen Gruppe auf den Weg in Richtung Stadtzentrum um die richtige Party einzuläuten. Wir gingen ins "New Student House" wo eine Party der Fakultät für Sozialwissenschaften am Laufen war. Als wir reinkamen war es in den untersten Stockwerken doch erschreckend leer. Je höher wir allerdings gingen, desto voller & besser wurde die Stimmung.
Im obersten Stockwerk war ein gemütlicher halbrunder Raum mit riesigen Fenstern, die eine wunderbare Aussicht über Helsinki boten. Der Raum selbst war voll von alten Wappen, Bildern, Fahnen und bot ein schönes Ambiente. Dort war die Tanzfläche und deswegen auch die beste Stimmung. Patrick und Anna, aber auch alle Anderen, kamen sich ein wenig underdressed vor, da die meisten Finnen wohl von einer akademischen Veranstaltung kamen und dabei Anzug & Abendkleid trugen. Aber es gab auch viele die normal angezogen waren und so wurde der Unterschied schnell überspielt.
Ich glaube geben halb vier machten wir uns langsam auf den Heimweg, fast 12 Stunden "Party" steckte uns mittlerweile in den Knochen und jeder freute sich auf sein Bett.
Am nächsten Morgen halfen die Beiden mir noch ein wenig das Chaos zu beseitigen. Danach frühstückten wir und begaben uns in die Innenstadt, wo wir, nach einem ausgedehnten Mittagessen bei Golden Rax, Richtung Hauptbahnhof gingen und ich die Beiden wieder in Richtung Frankfurt verabschiedete. Das graue nass-kalte Wetter bot nicht grade die freundlichste Atmosphäre, aber nunja - das ist Finnland!
Später am Abend sah ich dann noch das 2:2 der Eintracht gegen Stuttgart und so ging ein tolles Wochenende, insklusive erster Hausparty in meiner Wohnung, zu Ende.

Donnerstag, 20. November 2008

Besuch aus Frankfurt Teil I

Wo war ich stehen geblieben? Richtig, vor mittlerweile zwei Wochen habe ich das zweite Mal Besuch aus Frankfurt gekriegt. Anna und mein Bruder sollten von Freitag bis Sonntag bleiben und ein wenig Erasmus-Luft schnuppern. Nachdem ich am Freitag Vormittag ein Treffen bezüglich unseres St.Petersburg-Trips hatte, ging ich die beiden anschließend vom Flughafen abholen.
Mit feinsten Mitbringseln aus der Heimat bepackt machten wir uns direkt in Richtung Kontula auf, um die ganzen Sachen bei mir abzuladen und anschließend ins Nachtleben zu starten. Wir glühten zu Hause ein wenig vor, rauchten gemütlich eine Shisha und quatschen eine Weile, schließlich mussten eine Menge Storys erzählt werden. Anschließend trafen wir Laurent am Bahnhof und machten uns auf den Weg zu einer Kommilitonin, welche ihren 20. Geburtstag feierte. Auf der Party selbst waren mal wieder hauptsächlich Finnen, doch wir fanden dann doch recht schnell, auch mit einigen Unbekannten, ins Gespräch. Kurz nach 23 Uhr sollte es dann weiter ins "Royal Onnela" gehen.
Bis sich alle gesammelt hatten, verging aber einige Zeit, letztendlich waren wir aber zu anfangs noch eine relativ große Gruppe. Nach und nach verließen uns aber einige Richtung Heimat, so dass wir am Schluß nur noch knappe 10 Leute waren. Ein paar verstärkten sich noch auf dem Weg in den Club und dann ging es auch zum ersten Mal für mich in den "Royal Onnela". Was uns erwartete war ein verdammt hoher Eintritt und ein verdammt großer Club mit mindestens 7 verschiedenen Bereichen, die aber alle nicht wirklich voll waren. Durch die große Fläche des Clubs verteilte sich alles sehr in den Räumen. Nichtsdestotrotz hatten wir unseren Spaß, genossen überteuertes Bier und begaben uns dann letztendlich im Raum für elektronische Musik auf die Tanzfläche. Da wir aber alle recht müde vom Tag waren, fuhren wir schon kurz vor 2 wieder nach Hause, um dann um kurz vor 3 müde ins Bett zu stolpern. Am nächsten tag sollte uns ja der Höhepunkt des Wochenendes erwarten ...

Schnee, Schnee, Schnee!

Nach dem ich gestern schon Meldungen gehört hatte, nach denen es am Wochenende zum Wintereinbruch in Deutschland kommen sollte, war ich doch ein wenig eifersüchtig. Zwar war es bei uns bisher schon recht kühl, Schnee hat es allerdings noch nicht gegeben!
Heute morgen war es dann endlich soweit. Ich wachte auf und eine kleine, feine und hauchdünne Schneedecke bedeckte alless grün unter sich. Leider noch nicht viel und es hat auch wieder aufgehört, dafür soll aber in den nächsten Tagen noch einiges dazu kommen. So hat also auch der Winter hier ein wenig angefangen und langsam kehrt die vorweihnachtliche Stimmung ein. Immerhin sind es ja auch nur noch 33 Tage bis Weihnachten.
Meinen Essay, den ich morgen abgeben muss, habe ich nun auch endlich fertig geschrieben und abgesehen von meiner Schwedisch- und der Finnischklausur, geht es nun etwas ruhiger zu. In knappen 2 Wochen ist das Semester auch schon fast beendet und es wird alles ein wenig beschaulicher mit unseren Trips nach St. Petersburg und in den finnischen Norden. Dort wird uns dann eine ganze Menge Schnee blühen!
Winterliche Grüße und viel Schnee nach Deutschland sendet euch, euer Eric!

Dienstag, 18. November 2008

Berlin, Berlin!

Wieder einmal eine kleine Zwischenmeldung vom schwer lernenden und essayschreibenden Eric. Letzte Woche erreichte mich die Bestätigung aus Berlin, dass ich Anfang Juni eine Praktikantenstelle im Berliner Abgeordnetenbüro eines Bundestagsabgeordneten antreten darf. Anfangen wird das Ganze am 02.06.2009 und für ganze acht Wochen werde ich Berlin und den Bundestag unsicher machen. Natürlich bin ich sehr froh, dass alles geklappt hat, auch wenn ich dann nur eine knappe Woche in der Heimat habe, bevor ich mich wieder nach Berlin aufmache und eine Wohnung für die acht Wochen suchen muss.
Allerdings freue ich mich schon jetzt auf die Zeit und kann es kaum erwarten, bis es endlich Sommer wird und ich den nächsten Schritt auf meiner persönlichen Leiter begehen kann.

Bis Freitag muss ich noch meinen Essay für ein Seminar fertigstellen und dann erwartet mich Freitagabend schon wieder ein weiterer Höhepunkt des Semesters. Aber dazu schreib ich dann in ein paar Tagen etwas, genau wie zu dem Besuch meines Bruders und Anna.

Sonntag, 16. November 2008

Yes, we can!

Am Dienstag den 4. November kam ich dann völlig übermüdet nach Hause, konnte allerdings nicht direkt schlafen gehen, sondern versuchte noch was für die Uni zu tun. Nach einem sehr unmotivierten und ereignislosem Nachmittag war ich gegen 19 Uhr so müde (immerhin war es schon drei Stunden dunkel), dass ich versuchte zu schlafen, um eventuell morgens früh aufzuwachen und weiter lernen zu können. Dies war allerdings nur von bescheidenem Erfolg gekrönt. Gegen 22 Uhr erwachte ich, weil mein Mitbewohner Freunde da hatte und sie eine kleine "Party" veranstalteten. Danach war ich hellwach und widmete mich wieder meinem Studium.
Gegen Mitternacht stellte ich fest, dass es ja nur noch eine Stunde war bis zu den ersten Ergebnissen der US-Präsidentschaftswahlen. Da ich keine Müdigkeit verspürte richtete ich mich also auf einen langen Fernsehabend ein, programmierte den CNN-Livestream, einige Live-Ticker und sonstiges Infomaterial was ich noch brauchte. Ich ging nochmal alle Staaten durch von sicher über unsicher bis zu den vielzitierten Battleground-States. Danach wusste ich, dass spätestens wenn Obama zwei Battleground-States gewinnen würde, die Wahl entschieden sei. Langsam stieg also die Anspannung und auch die Reportagen wurden immer interessanter und wahlzentrierter.
Als dann die ersten Ergebnisse kamen, sah es noch gar nicht so gut aus. In den wichtigen Staaten wie Indiana, North Carolina, Virginia und Florida lag McCain zunächst vorne. Lediglich die eh schon sicheren Staaten wurden für Obama bzw. McCain gecallt. Im Laufe des Abendes entwickelten sich dann spannende Duelle: in Indiana bis in den frühen Morgen, in Florida nicht ganz so lang und auch North Carolina wurde dann deutlich früher für Obama gecallt. Teilweise halbstündlich verkündeten weitere Staaten die Schließung der Wahllokale und ihre Endergebnisse. Ein Großteil der Wahllokale in den Staaten des mittleren Westens schloss um 4 Uhr finnische Zeit und langsam zeichnete sich ab, dass die wichtigen Staaten wohl an Obama gehen würden und McCain kaum einen der kritischen Staaten für sich gewinnen konnte. Obama bekam recht früh Pennsylvania zugesprochen, was praktisch bedeutete, dass er beim Gewinn des nächstes Battleground-States eine ziemlich sichere Mehrheit hatte. Bis dahin sollte es aber noch eine Weile dauern.
Um kurz nach halb fünf morgens war es dann endlich so weit. Ohio mit seinen 20 Stimmen wurde für Obama gecallt und somit hatte McCain nur noch eine rein rechnerische Chance zu einem Sieg zu kommen. Mir genügte das, denn mittlerweile war ich hundemüde und wollte nur noch ins Bett, da ich am nächsten Tag um 10 Uhr Schwedischunterricht hatte. Mit einem guten Gefühl & guter Laune ging ich also ins Bett, obwohl noch nichts offiziell war.
Erst mit dem Schließen der Wahllokale um 6 Uhr in Kalifornieren callten dann so ziemlich alle Fernsehstationen die Wahl für Obama, da er über die nötigen 270 Stimmen verfügte. Doch dies und die Sieger- sowie die Verliererrede kriegte ich erst am nächsten Morgen mit, nachdem ich wieder ein wenig zu Kräften gekommen war. Der folgende Mittwoch war für mich aber trotzdem im Eimer, da ich den ganzen Tag über einen gehörigen "Jetlag" hatte.

und jährlich grüßt das Murmeltier!

Irgendwie habe ich ein Talent dafür zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. So auch mal wieder gestern Abend, nachdem ich zum ersten Mal als Einziger aus dem Nachtbus ausstieg. An der Haltestelle, welche nur knappe 200 Meter von meiner Wohnung entfernt ist standen vier Jugendliche die grade dabei waren ein Fahrrad zu zerstören. Ich ging zielstrebig an ihnen vorbei, doch einer der vier meinte mich ansprechen zu müssen. Als ich ihm klar machte, dass ich kein Finnisch spreche, begann er Streß zu suchen und die anderen Drei wurden aufmerksam.
Ums kurz zu fassen: Dadurch, dass die anderen weder stark, noch körperlich geschickt waren und zum Glück auch nur vier, konnte mich doch recht gut verteidigen und kam völlig unbeschadet nach Hause. Dummerweise hab ich allerdings mein Handy bei der ganze Aktion verloren, was ich allerdings erst zu Hause bemerkte. Als ich sah, dass es weg war bin ich natürlich zurück gegangen, um es zu suchen. Aber weder das Handy noch die Typen waren zu sehen. Dumme Sache, aber immerhin hab ich sie heil überstanden und nun weiß ich warum mein Stadtteil der "härteste" Teil Finnlands sein soll.
Also keine Sorge, alles unbeschadet nur der Verlust meines Handys als Kollateralschaden! :(

Freitag, 14. November 2008

Cruise nach Stockholm, Tag II.2

Und weiter gehts:
Der Cruise ansich war als Pre-Christmas-Cruise geplant und um dem Ganzen auch seinen Sinn zu geben, trafen wir uns kurz nach Abfahrt des Schiffes gemeinsam um eine Art Schrottwichteln zu veranstalten. Jeder sollte dazu vorher etwas für ein paar Euro eingekauft haben und es in den großen Sack des Weihnachtsmanns zu werfen, der von einem finnischen Kommilitonen gespielt wurde. Ich hatte dann auch die fragwürdige Ehre auf seinem Schoß zu sitzen und als Erster mein Geschenk in Empfang zu nehmen. Ich hatte an Bord des Schiffes einen Seehund als Plüschtier erworben und so weder mein Budget allzusehr belastet noch die Teilnahme am Schrottwichteln verweigert. Außerdem sollte diesem kleinen Seehund noch entscheidende Bedeutung zukommen. Nachdem jeder sein Geschenk hatte, machte man sich für die zweite Aufgabe des Tages bereit, die wohl gleichzeitig die angenehmste war: Jacuzzi-Quiz!
Wir hatten den Nassbereich des Schiffes, mit 4 Whirpools und Schwimmbecken, sowie Dampf- und normaler Sauna, gemietet und so begaben wir uns in Gruppenstärke in dieses paradiesische Vergnügen. Nach einem aufwärmendem Saunagang mit Bier & Gesang machten wir uns in einzelnen Gruppen zum Quiz auf, dessen Sinn mir allerdings, ob der obskuren Fragestellungen, verschloßen blieb. Nichtsdestotrotz erlebten wir einige sehr lustige Stunden mit jeder Menge Sauna, kaltem und warmen Wasser und der Erkenntnis, dass man 20 Leute in einen Whirlpool kriegt - wenn man nur will (und nicht zu scheu für körperliche Nähe ist)!
Nach dem sehr entspannenden Beginn des Abends gings in Richtung Karaokebar, die aber fest in russischer Hand war. Nach einigen russischen Liedern suchten wir das Weite, gingen in die andere Bar und lauschten der Band, welche wie am Vortag die Leute zum Tanzen animierte. Ich gewann im Vorbeigehen noch schnell 10 Euro am Roulettetisch, wobei "Schwarz" meine Glücksfarbe war und anschließend wurde sich dem Tanzen gewidmet und nicht mehr gestoppt bis frühmorgens die Musik aus & das Licht anging. Müde und fertig stolperten die meisten in die Kabinen (einige machten noch Afterparty in den Kabinen) und gingen ins Bett. Als mich mein Wecker morgens aus dem Schlaf riss waren wir bereits in Helsinki angekommen und ich verzichtete auf die Dusche und trottete direkt durch die klare, sonnige Morgenluft nach Hause. Da wir kurz nach 10 Uhr morgens hatten, sollte ich es leider nicht mehr in meinen Finnischkurs schaffen!

Cruise nach Stockholm, Tag II.1

Mein Wecker klingelte eine Stunde bevor wir in Stockholm anlegen sollte, damit ich noch schnell unter die Dusche konnte um frische Energie zu tanken. Meine anderen beiden Kajütenmitbewohner schlummerten noch friedlich vor sich hin und erholten sich von der letzten Nacht, während ich im Miniaturbad versuchte, die Spuren der letzten Nacht ein wenig unsichtbar zu machen. Nur noch halb so müde begann also mein Tag, der mich zum ersten Mal in die schwedische Hauptstadt führen sollte. Nachdem wir angelegt hatten erwachten auch die Lebensgeister der Anderen und wir gingen von Bord.
Nach einem kurzen Spaziergang waren wir an der nächsten Metrostation und fuhren in die Innenstadt, wo wir erstmal eine Tradition durchleben mussten, welche Bestandteil jedes Stockholm-Cruises ist: der morgendliche BurgerKing-Besuch. Da es in Finnland keinen einzigen BurgerKing gibt und noch dazu Finnland das einzige Land der Welt ist, in welchem McDonalds keinen operativen Gewinn einfahren konnte, ist dieser allmorgendliche BurgerKing-Besuch natürlich etwas ganz besonderes für die Finnen. Dementsprechend gefüllt war dann auch die Filiale, welche unweit des Hauptbahnhofs lag und man hörte fast nur finnischsprachige junge Menschen. Auch für Laurent war es die BurgerKing-Premiere (in Belgien gibt es tatsächlich auch keine einzige BurgerKing Filiale) und er hatte es doch sichtlich am nötigsten etwas gegen seinen Kater zu tun. Zufrieden, satt und ein wenig fitter machten wir uns dann auf in Richtung historische Altstadt, um in unseren sechs Stunden, welche wir zur Verfügung hatten, doch wenigstens ein bißchen was von der Stadt zu sehen.
Den ganzen Tag über schien die Sonne und die Altstadt ist echt sehenswert mit dem Königspalast, Parlament, Oper, Museen und sonstigen eindrucksvollen Gebäuden. Leider hatten wir nicht annähernd genug Zeit um uns einiges auch genauer anzuschauen und so blieb meist nur ein andächtiger Blick von außen. Während unserem Spaziergang beschloß ich allerdings, dass ich garantiert nächstes Frühjahr nochmal wiederkommen würde, um die Stadt nochmal ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen und auch die ein oder andere Nacht in Stockholm zu verbringen.
Gegen frühen Nachmittag trennte ich mich dann von den Anderen und begab mich in den Süden Stockholms um den AmericanApparel-Shop aufzusuchen, welchen es ja leider nicht in Helsinki gibt. Auf der Suche nach dem Laden schwemmte es mich in eine Art Künstlerstadtteil mit vielen kleinen und hübschen Geschäften und Häusern. Ich fand auf Anhieb was ich suchte und verbrachte dann noch etwas über eine Stunde um mich in den Läden umzuschauen und zu shoppen. Da mir die Waschmaschine hier zwei Shirts ruiniert hatte, benötigte ich dringend was zum Anziehen und wurde schließlich auch fündig. Als ich grade auf dem Rückweg war entdeckte ich den Laden, von welchem die Cheap-Monday Jeans ihren Ausgangspunkt genommen hatte und auch dort konnte ich nicht wiederstehen. Zwischen hunderten Jeansmodellen fand ich Eine, welche mir wie auf den Leib geschneidert schien und für knappe 45 Euro kaufte ich sie mir ohne groß darüber nachzudenken.
Auf dem Weg zurück zum Schiff sammelte ich die Anderen ein, checkte noch kurz wie die Eintracht am Vortag gespielt hatte (das 2:1 gegen Karlsruhe zauberte mir ein Lächeln auf die Lippen) und begab mich schließlich in Richtung Metro und Boot. Dort angekommen machte ich noch ein halbstündiges Nickerchen ,bevor wir uns zu einem ganz speziellen Treffen trafen, von dem ich im zweiten Teil von Tag II berichten werde.

Donnerstag, 13. November 2008

Cruise nach Stockholm, Tag I

Auch wenn der Cruise jetzt schon 1 1/2 Wochen zurück liegt, mag ich euch natürlich nicht die Erfahrungen vorenthalten, welche ich während des Cruises und in Stockholm gesammelt habe. Zum Anfang sei gesagt, dass der eigentliche Cruise schon viel früher als am Sonntag startete. Schon am Donnerstag war das bereits beschriebene Oktoberfest, freitags gönnte ich mir eine Auszeit und Samstag wurde ich auf eine Hausparty von einem guten finnischen Freund eingeladen, welche uns sozusagen auf den Cruise vorbereiten sollte.
Laurent und ich nahmen die Einladungszeit von 18 Uhr ausnahmsweise mal nicht so ernst, da wir beide einiges zu lernen hatten und so trafen wir uns erst gegen halb neun für eine kleine Preparty mit Pizza und Bier. Um 22 Uhr machten wir uns dann in den Norden Helsinkis auf, verpassten aber leider um Sekundenbreite unseren Zug und kamen somit erst gegen 23 Uhr auf der Party an. Dort hatten sich bereits die Reihen ein wenig geleert, natürlich auch aufgrund des Cruises am folgenden Tag. Trotzdem wurden wir vom Gastgeber freudig empfangen und machten es uns inmitten der vielen Finnen gemütlich. Irgendwann nach zwölf wurde dann beschlossen, dass alle zusammen in die Stadt ins "Schöne Fräulein" gehen, um dort dir Party weiter zu feiern. Die meisten schlossen sich dann auch dem Aufruf an und wir waren eine recht große Gruppe, die noch in Feierlaune war. Ich machte allerdings nicht allzulang, da ich doch am nächsten Tag fit sein wollte und noch lernen musste.
Am Sonntag stand ich voller Tatendrang auf, lernte ein wenig und begab mich gegen 15 Uhr in Richtung Hafen, wo wir uns alle trafen und auf die Abfahrt unserer Fähre warten sollten. Außer gefühlten 80% Russen auf dem Boot waren noch Laurent, ich und 42 Finnen. Es versprachen also zwei spaßige Tage zu werden.
Als wir endlich aufs Boot durften war ich erstmal ein wenig ob der Größe des Schiffes überrascht, obwohl es mittlerweile das dritte Mal auf einem großen Boot war. Aber dieses sprengte dann doch die anderen Dimensionen. Insgesamt gab es 13 Stockwerke und in der Mitte des Bootes einen Boulevard, auf dem man an Shops, Bars und Restaurants vorbeischlendern konnte. Unsere Kabinen lagen aber leider nicht im 7. Stock, in welchem wir einstiegen, sondern auf Deck 2. Wie ich beim Abstieg auf den Treppen bemerkte, welche erst großräumig und mit Teppich ausgelegt, später klein, eng und dreckig waren, lag unsere Kajüte sogar noch unter den beiden Autodecks. Ich fühlte mich ein wenig an Titanic, die Ratten (in) der dritten Klasse und Eisberg erinnert - aber immerhin hatten wir einen Aufzug!
Nach dem obligatorischen Duty-Free Einkauf nach Verlassen des Hafens, bei welchem ich endlich mal wieder deutsches Bier stehen konnte, sammelten wir uns für ein kleine Aufführung, welche die Freshmen organisieren mussten. Man konnte sehen, dass es witzig war, viel verstanden haben wir dank der Sprachbarriere leider nicht. Im Nachhinein wurde uns aber immerhin der Plot in kurzen Worten geschildert. Anschließend begann ein wenig das Vorglühen in den Kabinen, mit Musik und jeder Menge lustigen Unterhaltungen, bei denen sich rausstellte, dass ein Finne "meinen" (Baader-Meinhof-Komplex) Film gesehen hatte und ihn unglaublich toll fand. Nach einem Abendessen in einem der Bordrestaurants und furchtbar teure 12 Euro für furchtbar schlechte Pasta, gingen wir gemeinsam in die Karaoke-Bar an Bord, in welcher sich oftmals Russen und einige betrunkene Finnen im Singen versuchten.
Da dort die Stimmung aber eher Mau war, wechselten wir in die andere Bar, wo eine Liveband bis 3 Uhr nachts einheizte und uns dazu anheizte das Tanzbein zu schwingen. Die Schwingungen des Bootes mischten sich mit den Schwingungen unserer alkoholisierten Körper und so manch einer war kurz vor dem Verlust des Gleichgewichts, woran natürlich nur die raue See schuldig war. Durch die Zeitverschiebung auf dem Boot und der ständigen Verwechslung zwischen schwedischer und finnischer Zeit bin ich nicht mehr wirklich sicher wann ich ins Bett gegangen bin, aber es war eindeutig die richtige Zeit um noch ein wenig Schlaf zu kriegen, bevor wir uns an die Entdeckung der schwedischen Hauptstadt machten ...
Fortsetzung folgt ...

Dienstag, 11. November 2008

Lebenszeichen

Nach langen, streßigen Tagen, in denen ich keine Zeit hatte etwas zu schreiben, melde ich mich endlich mal wieder in meinem Blog zu Wort. Eine Menge ist bisher passiert in den ersten zwei Novemberwochen: Ich war auf einem Boat Cruise in Richtung Stockholm für 3 Tage, die spannende amerikanische Präsidentschaftswahl und letztes Wochenende haben mich dann mein Bruder und die Anna besucht. Zwischendurch immer mal wieder eine Menge zu lernen, nächste Woche ein Essay abzugeben und in 2 1/2 Wochen gehts schon nach St.Petersburg. Auch dafür hatten wir schon eine Art Vorbereitungstreffen, um zu erfahren, was uns in St.Petersburg so alles erwarten wird.
Heute ist schon die dritte Woche des zweiten Terms und in knappen 4 Wochen ist das erste Semester dann schon vorbei. Das heißt allerdings auch, dass in wenigen Wochen die ersten Prüfungen ins Haus stehen und ich besonders in Schwedisch und Finnisch einiges lernen muss. Deswegen muss ich auch relativ bald in die Universität. Vielleicht schaffe ich es heute Abend noch den ein oder anderen Reisebericht der letzten Wochen zu schreiben, um meinen Blog nicht ganz verlottern zu lassen. Immerhin wisst ihr aber jetzt, dass ich noch lebe.
Schöne Grüße und eine schöne Woche aus dem mittlerweile doch sehr verregnetem Helsinki, wo wir letzte Woche auch mal Temperaturen unter Null hatten!

Freitag, 31. Oktober 2008

Oktoberfest

Nachdem die Uni wieder angefangen hat und ich wieder ordentlich am Lernen bin, gab es gestern immerhin eine erfreuliche Ablenkung: Oktoberfest des Politik-Instituts mit deutschem Bier!
Nachdem ich gestern den ganzen Tag in der Bibliothek bzw. in Vorlesungen verbracht habe, ging ich abends kurz nach Hause um mich relativ bald wieder zum Oktoberfest aufzumachen. Dieses Mal hatten wir Erasmus-Studenten alles gegeben und kräftig Werbung betrieben, so dass ca. 15-20 Austauschstudenten anwesend waren. Deutlich mehr als sonst immer, wo Larent, Carl und ich doch meistens die einzigen Nichtfinnen waren.
Insgesamt war es eher eine ruhige Party, viele Leute hatten am nächsten Morgen frühg Uni und verließen die Party recht zeitnah um sich dem Schlafen zu widmen. Allerdings gab es immerhin ein "Spiel", bei dem die Finnen gegeneinander antraten und Fragen über Deutschland beantworten mussten. Eine amüsante Sache das Treiben und vor allen Dingen die Stereotypie von Oktoberfesten im Ausland zu beobachten.
Ich blieb diesmal nur bis kurz nach 11, weil ich heute morgen um 10 Uhr schon wieder Schwedisch hatte und ein wenig Schlaf kriegen wollte. Morgen gibts dann noch eine Aufwärmparty für unseren Boatcruise nach Stockholm am Sonntag, der sicherlich ein Riesenereignis wird. Da ich noch nie in Stockholm oder Schweden war, freue ich mich natürlich und mit den richtigen Leuten werden das sicher drei ereignisreiche Tage. Davo muss ich aber morgen und am Sonntag noch ein wenig Schwedisch lernen, damit sich die drei lernfreien Tage nicht allzu sehr auswirken!

Donnerstag, 30. Oktober 2008

Second Term

Diese Woche hat die zweite Hälfte des Semester angefangen und ich habe mein Arbeitspensum rapide hochgeschraubt. Von 8 auf 14 Wochenstunden, solche Wachstumsraten bringt sonst nur die VW-Aktie. Das bringt allerdings auch ne Menge Arbeit mit sich. Mein Schwedisch-II-Kurs hat auch diese Woche angefangen und ich hab im letzten halben Jahr wieder ne Menge vergessen. Das darf ich nun alles zwischendurch nachholen und so sitze ich nun schon knapp vier Stunden in der Bibliothek, nachdem ich heute morgen schon zwei Stunden Schwedischunterricht hatte, und lerne, konjugiere Verben und dekliniere Nomen. Eine Menge Arbeit, aber immerhin merke ich, dass noch ein wenig im letzten, verstecktem und dunklem Winkel meines Hirns vorhanden ist.
Ansonsten muss ich mal schauen, wann ich es noch schaffe von letztem Wochenende zu berichten, hab leider im Moment nicht allzuviel Zeit und ab Sonntag gehts dann auch schon wieder nach Stockholm und übernächstes Wochenende kommt dann mein lieber Bruder mit ganz nettem Anhang. :)
Hoffe also, dass ich es morgen mal ein wenig ausführlicher schaffe und widme mich jetzt wieder meinem Schwedischkursbuch.
Hejda

Sonntag, 26. Oktober 2008

Halloweenparty

Kaum wieder in Helsinki angekommen, erwartete uns am Donnerstag ein weiteres Highlight dieses Partyjahres. Die Erstsemester hatten auf eigene Faust eine Halloweenparty organisiert, welche mit höllischen Getränken, tollen Verkleidungen und gruseligem Ambiente aufwartete. Es wurde außerdem ein Preis für das beste Kostüm ausgelobt und so trafen Laurent und ich uns Mittags in der Stadt, um uns, nach einem ausführlichen Mittagessen, ein Kostüm zu kaufen. Glücklicherweise erinnerte ich mich noch wo der Halloween-Laden war und so hatten wir eine ganze Menge verschiedener Variationen zur Auswahl.
Ganz konservativ entschieden wir uns natürlich für den Vampir, der doch recht einfach auszuführen war. Da wir allerdings beide keine MakeUp-Experten waren, besorgten wir uns für den Abend noch weibliche Hilfe bei dieser schwierigen Aufgabe. Das Ganze beschaffen ging doch schneller als gedacht und so fuhren wir nochmal kurz nach Hause, bevor wir uns um 18 Uhr wieder trafen.
Im Partykeller des Politikgebäudes war schon alles dekoriert und wir machten uns an unsere Verkleidungen. Leichter gesagt als getan, da die Vampirzähne einfach für nichts zu gebrauchen waren. Nachdem ich dann noch sah, dass die Schminke bei Laurent eher gewöhnungsbedürftig aussah, entschied ich mich schnell um. Ich schminkte mir meine Augen ein wenig dunkler und stellte mit meinem Anzug jetzt einen italienischen Mafioso da. Nicht gut, aber eben auch nicht gänzlich unverkleidet.
Die Party begann recht schleppend, doch spätestens kurz nach neun war die Bude dann richtig, richtig voll und die Stimmung stieg. Wieder einmal waren nicht mehr als drei Austauschstudenten da und so hörte ich jede Menge finnische Sprachfetzen um mich herum. Beim Bier holen wurde ich dann auch genötigt in Finnisch zu bestellen, was ich aber einwandfrei meisterte. ;-)
Den Preis für das beste Kostüm ging dann letztendlich an vier Damen, die als Ninja-Turtles verkleidet waren. Gegen 23 Uhr zogen wir dann weiter in den KY-Club, in dem wieder einmal Erasmus-Party war. Mit knappen 60 Leuten sorgten wir recht schnell für gute Stimmung und feierten bis mich spät in der Nacht der letzte Nachtbus nach Hause bringen sollte ...

Samstag, 25. Oktober 2008

Trip nach Riga (Teil III / Mittwoch)

Mittwoch mussten wir bis spätestens 12 Uhr unser Hostel verlassen, hatten dann aber noch knappe 6 Stunden, bis wir letztendlich zum Flughafen mussten. Genug Zeit, um noch einmal die Stadt zu genießen und auch ein Museum zu besuchen. Nach einem asiatischen Frühstück machten wir uns also nochmal auf den Weg um die Innenstadt zu erkunden und schließlich im Kriegsmuseum zu landen, welches allerdings trotz des Namens nicht ausschließlich vom Krieg handelte.
In einer großangelegten Ausstellung wurden alle wichtigen Punkte der lettischen Geschichte, welche oftmals sehr blutig war, vom Mittelalter bis zum Niedergang der Sowjetunion aufgegriffen. Lettland war dabei, wie viele kleinere Staaten in Europa, oftmals Spielball der großen Nationen. So ist es kaum verwunderlich, wie viel deutscher, russischer und sonstiger Einfluss sowohl in der Geschichte als auch im Stadtbild noch zu spüren ist.
Insgesamt war die Ausstellung sehr groß, interessant und mit einigen echt netten Ausstellungsstücken. Einziges Manko: die komplette Ausstellung war einsprachig und so gingen doch viele Hintergründe einfach unter. Trotzdem war dieses Museum auf jeden Fall einen Besuch wert und kann jedem nur ans Herz gelegt werden, besonders da der Eintritt kostenlos ist.
Anschließend besuchten wir noch den Marktplatz, welcher hinter dem Hauptbahnhof und somit in einem der weniger schönen Teile Rigas liegt. Dort waren deutlich weniger Touristen und wir sahen eine andere Seite der Stadt, die wir keineswegs ausblenden wollten, nur weil sie nicht mit den Prunkbauten der Altstadt mithalten kann.
Nach dem wir unsere kulturellen Aktivitäten abgeschlossen hatten gingen wir noch zum Abschied in ein Studentenrestaurant, wo wir zu unschlagbaren Preisen sehr gutes Essen serviert bekamen. Ein versöhnlicher und sättigender Abschluss und so machten wir uns anschließend auf den Weg zum Flughafen, wo wir noch schnell ein wenig Alkohol im Duty Free Shop kauften und anschließend gemütlich ins Flugzeug stiegen, welches uns nach Tampere bringen sollte.
Wir erreichten Tampere gegen 20:30 Uhr und verpassten leider unseren Zug nach Helsinki um eine Minute. Nachdem wir zum Gleis rannten, sahen wir nur noch die Schlusslichter davon fahren. Der nächste Zug sollte eine knappe Stunde später gehen und so tranken wir noch ein Bier, spielten Karten und vertrieben uns so recht gut die Zeit. Die Zugfahrt verging schneller als gedacht und um 23:30 Uhr waren wir endlich wieder in Helsinki, wo ich dann zu meiner Freude erfuhr, dass die Eintracht gewonnen hatte. Gegen halb 1 war ich endlich in meiner Wohnung und ging absolut zufrieden mit diesem Trip in mein Bett.
Um die Bilder zu sehen bitte hier und hier klicken!

Trip nach Riga (Teil II / Dienstag)

Dienstagmorgen schliefen wir erstmal gründlich aus, um dann langsam die Stadt zu erforschen. Nach einem vorgezogenem kleinen Lunch, der das Frühstück ersetzte, begaben wir uns auf einen Spaziergang durch die Stadt. Insgesamt war es ein sonniger Tag mit knappen 15 Grad, was für uns natürlich unfassbar warm und angenehm war.
In Rigas Altstadt beherrscht der Jugendstil als dominierende Architektur immer noch das Stadtbild. Die meisten Häusern sind frisch renoviert und in einem wunderschönen Zustand. Hinzu kommen unzählige kleine und große Kirchen, ein eher funktional schönes Parlament und eine Altstadt, die größtenteils Fußgängerzone ist. So liefen wir also einige Stunden durch die Stadt, genossen das Herbstwetter, machten unzählige Fotos von Fassaden und Kirchen und erlebten Riga als eine im Zentrum blühende Stadt, in der es von teuren Autos nur so wimmelte und welche eindeutig ihre Vorteile aus dem Zusammenbruch der Sowjetunion gezogen hat.
Am späten Nachmittag folgten wir dann einem weiteren Reisetipp und gingen in eine Skybar, welche sich im 26. Stock eines luxuriösen Hotels befand, und von der man eine wunderschöne Sicht über die komplette Stadt hat. Bei einem Cocktail ließen wir den Nachmittag ausklingen, beobachten die Sonne beim Untergehen und machten wunderschöne Bilder.
Als es dunkel wurde, begaben wir uns wieder zurück ins Hostel um frische Kräfte zu sammeln und unsere Freunde vom Vortrag zu treffen. Diese gingen erst etwas essen, bevor sie gegen 23 Uhr wiederkamen und wir gemeinsam das Hotel verließen. Die Zwischenzeit nutzen wir um ein paar Gespräche zu führen, im Hintergrund Fußball zu gucken und eine Gruppe von sehr zweifelhaften Holländern zu treffen, welche die Vorurteile des Belgiers gegen Holländer vollauf bestätigten.
An diesem Abend gingen wir in ein anderes Hostel, wo es Livemusik geben sollte. Die Livemusik gab es auch, jedoch kam sie von einem einzigen Kerl mit Gitarre, der begleitet vom restlichen Publikum mehr oder weniger bekannte Songs zum Mitsingen zum Besten gab. Die kleine Kneipe, die zum Hostel gehörte, war gerammelt voll und die Stimmung richtig gut. Hier trafen wir dann auch eine Gruppe von Finnen (welch Wunder), mit denen wir uns den restlichen Abend unterhielten, bevor es abermals relativ spät zurück ins Bett ging, um am nächsten Abend die Heimreise anzutreten.
Teil III mit Bildern folgt ...

Donnerstag, 23. Oktober 2008

Trip nach Riga (Teil I / Montag)

Montagmorgen ging es gut gelaunt, aber leider viel zu früh auf den langen Weg nach Riga. Gegen halb 10 trafen wir uns am Hauptbahnhof um den Zug nach Tampere zu nehmen. Dort wollten wir den halben Tag verbringen, bevor uns RyanAir am Abend nach Riga fliegen sollte. In Tampere angekommen, stellten wir fest, dass es noch einmal deutlicher kälter war als in Helsinki und so ging es leicht fröstelnd durch die Stadt. Wir bemerkten, dass die Innenstadt ansicht doch recht überschaubar ist und so sahen wir uns kuzr das Stadion von außen an und gingen danach in eines der wenigen Highlights in Tampere: das einzige Lenin-Museum der Welt. Das Museum war in dem Gebäude untergebracht, wo Lenin und Stalin das erste Mal aufeinandertrafen und von wo aus Lenin den größten Teil seiner politischen Agitation im Exil betrieb.
Das Museum war sehr überschaubar, bot allerdings einen netten Hefter, welcher gut als Tourguide geeignet war und wichtige Kenntnisse über die Historie der russischen Revolution vermittelte. Insgesamt aus historischer Sicht also durchaus ein lohnenswerter Besuch, bei dem ich unter anderem lernte, dass Lenin einer der ersten Russen war, der die Autonomiefrage Finnlands gänzlich befürwortete.
Nach dem Museumsbesuch gingen wir eine Kleinigkeit essen und liefen noch ein wenig durch die Stadt. Da uns anschließend noch ein wenig Zeit blieb, bis der Bus zum Flughafen fahren sollte, begaben wir uns in eine Bar und nahmen unser erstes Bier zu uns.
Der Flughafen in Tampere verdient als solcher seinen Namen nicht wirklich. Wie so oft hat RyanAir ein eigenes "Terminal", welches einer umfunktionierten Lagerhalle glich. Wir hatten bereits online eingecheckt und mussten somit nur noch durch die Sicherheitskontrolle um anschließend quer übers Rollfeld zu unserem Flugzeug zu laufen, welches doch sehr spartanisch eingerichtet war. Dafür war der Flug mit seinen knappen 45 Minuten recht angenehm und wir landeten um 21:45 in Riga. Obwohl wir gelesen hatten, dass annähernd jeder Taxifahrer versucht dir das Geld aus den Rippen zu leiern, hatten wir Glück und erwischten einen, der uns ohne Umstände und hohe Kosten zum Hostel brachte.
Das Hostel war sehr klein, lag mitten in der Altstadt und vom Ambiente erinnerte es mich wieder an unsere zahlreichen Hostels in Südamerika. Nachdem wir unsere Betten bezogen hatten, begaben wir uns in den Aufenthaltsraum, in dem bereits verschiedene englischsprachige Backpacker saßen und ein Bierchen tranken. Wir setzten uns dazu und kamen schnell ins Gespräch. Nach einer Weile fragten uns die Jungs, welche nahezu jeglichen englischen Dialekt abdeckten (es war ein Engländer, ein Australier, einer aus Wales, ein Kanadier und ein Amerikaner), ob wir heut abend mit ihnen um die Häuser ziehen wollten. Grade erst angekommen, aber natürlich hochmotiviert verließen wir mit ihnen das Hostel und tauchten in die lettische Nacht ein, welche im Vergleich zu Finnland doch extrem mild war.
Zuerst gingen wir in eine Bar, welche direkt neben dem Hostel lag und "Leningrad" hieß. Leckeres Bier (für 2 Euro!!!), nettes Ambiente und eine wunderbare Ambivalenz in einer Bar, in der ein Bild von Jim Morrison neben dem von Lenin hing. Wir blieben eine ganze Weile und ich lauschte ein wenig den Geschichten der Anderen, welche größtenteils schon einige Zeit unterwegs waren und interessante Dinge zu erzählen hatten.
Anschließend gingen wir noch in eine weitere Bar, welche mit besserer Musik auftrumpfte (u.a. vom Frankfurter Bub "Shantel") und in welcher der DJ lustigerweise ab und an zu seiner Posaune griff und zur Musik mitspielte. Wir tanzten, genossen den Abend und kehrten hundemüde gegen 3 Uhr ins Hostel zurück um uns für den folgenden Tag ordentlich auszuschlafen.
Fortsetzung folgt ...

Sonntag, 19. Oktober 2008

Halbzeit, Eichhörnchen und gutes Essen

Am Dienstag beendete ich das erste meiner vier Terms, die ich in Helsinki haben werde. Gleichzeitig also Halbzeit des erstens Semesters und eine Woche frei. Da ab Mittwoch meine Mutter vorbeikam, ging ich also nur noch in die Dienstagsvorlesungen und hatte den Rest der Woche frei.
Mittwochmorgen landeten meine Mutter und Helga dann mit einer knapp dreistündigen Verspätung, die durch einen auf der A3 im Stau stehenden Piloten verursacht wurde, in Helsinki. Strahlender Sonnenschein empfing die Beiden und nach einem kurzen Trip ins Hotel, gingen wir schonmal ein wenig Helsinki erkunden, tranken in der schönen Nachmittagssonne auf einem Schiff im Hafen einen Wein, respektive ein Bier, und aßen anschließend in einem wunderbaren Restaurant. Abends kam dann noch Laurent zu mir und wir weihten meine Shisha ein, welche dank Mutter endlich in Helsinki ist.
Donnerstag regnete es fast den ganzen Tag und ich kümmerte mich zuerst ein wenig um meinen Unikram, bevor ich den Beiden meine Wohnung zeigte und wir danach sowohl das Kaufhaus Stockmann erforschten, als auch mitten auf den Esplanaden leckeres Rentier-Steak essen gingen. Danach tranken wir noch den ein oder anderen Drink in der Hotelbar und ich begab mich um halb 11 zur Erasmus-Party, welche diesmal im Schönen Fräulein stattfand und uns den Liter Bier für 6 Euro versprach. Der letzte Nachtbus brachte mich wieder nach Hause und gewährte mir einen kurzen Schlaf.
Um 9 Uhr hatte ich nämlich ein Date mit meiner Waschmaschine. Anschließend gingen wir zu dritt wiedermal nach Seurasaari, wo es erstaunlich leer war. Dafür waren die Eichhörnchen umso aufdringlicher - eins sprang mir sogar auf den Schoss, als ich auf einer Bank saß, und bettelte mich um Nüsse an. Insgesamt ein schöner Tag um ein wenig frische Luft zu schnappen, abseits des Großstadtstress. Abends gingen wir dann italienisch essen und ich schaffte es endlich mich aus meinem Zimmer auszuschließen bzw. meinen Schlüssel zu vergessen. Da ich nicht das erste Opfer war, wusste ich was zu tun war und wählte die Nummer, um den Kerl zu rufen, welcher mir gnädigerweise für 27 Euro die Tür aufschloss. So schnell kann man nen Haufen Geld loswerden.
Samstag aßen wir noch einen schnellen Mittagssnack, ehe sich die Beiden in Richtung Flughafen begaben und ich mich auf den Weg zur Singstar-Party unseres Instituts machte. Es ging sogar um einen Preis, welchen allerdings nur der schlechteste Sänger bekommen sollte. So wurde in Duellen gegeneinander gesungen und der Verlierer kam jeweils weiter. Ich gewann allerdings mein Erstrundenmatch deutlich mit "Imagine all the People" von John Lennon und war somit aus dem Wettbewerb ausgeschieden. Das stetige Schlechterwerden der Sänger konnte nur mit mehr Alkohol ertragen werden und nach Ende des Turniers zogen wir noch in eine finnische Karaokebar weiter, wo wir bis zum frühen Morgengrauen ne Menge Spaß hatten.
Heute hab ich mich dann mal geschont um fit für unseren Urlaub in Riga zu sein, der ab Morgen startet. Ab Donnerstag wirds dann vermutlich die ersten Berichte geben!
Schönen Wochenanfang. :)

Mittwoch, 15. Oktober 2008

Die Würfel sind gefallen!

Gleich vorweg die gute oder schlechte Nachricht (je nach Sichtweise) : Ich werde noch ein weiteres Semester an der Universität Helsinki studieren. Habe endlich die Zusage vom zuständigen Erasmus-Koordinator gekriegt und muss mich jetzt natürlich noch um die ganzen Formalitäten kümmern. Nach Frankfurt kommen werde ich allerdings trotzdem und zwar vom 22. Dezember bis ca. 10.-11. Januar. Danach gehts dann zurück in die finnische Kälte bis Ende Mai, bevor es dann endgültig in die sehr, sehr lange Sommerpause (bis Mitte Oktober ;-) ) geht. Das bietet euch natürlich auch weiterhin die Gelegenheit mich besuchen zu kommen, jetzt wo ich noch fast 5 Monate länger in Finnland bleibe.
Die 4 Monate, die ich bis Dezember haben sollte, waren mir einfach zu kurz und da ich grade meinFinnisch in einen einigermaßen guten Zustand bringen wollte, ist es sinnvoller die Sprache ein Jahr lang zu lernen. Außerdem habe ich dann die Möglichkeit im zweiten Semester ein wenig mehr zu studieren, da dann die Partys, Urlaube und Erlebnisse nicht mehr so ganz im Vordergrund stehen werden.
Nächste Woche wäre dann auch die ursprüngliche Halbzeit meines Semesters, 7 1/2 Wochen sind jetzt schon vorbei, 9 1/2 folgen noch bis Weihnachten. Und nächste Woche ist vorlesungsfrei, was Carl, Laurent und mir die Möglichkeit gibt einen kleinen Abstecher nach Riga (Lettland) zu machen.
Heute kommt dann auch meine Mutter mit einer Freundin. Der Flieger sollte allerdings schon in einer halben Stunde landen, hat aber knappe 2 Stunden Verspätung, deshalb sitz ich jetzt noch zu Hause und warte darauf die beiden abzuholen.
Bis die Tage!

Dienstag, 14. Oktober 2008

Messebesuch

Am letzten Sonntag war endlich mal wieder wunderbares Wetter und die Sonne schien den ganzen Tag. Trotz relativ wenig Schlaf war ich so fahrlässig und ließ mich von einer Freundin zu einem Besuch der Messe in Helsinki überreden. Allerdings war ich mir nicht ganz sicher, was mich dort genau erwarten sollte. Recht schnell wurde mir allerdings bewusst, dass ich Teil desjenigen Geschlechts war, welches auf dieser Messe doch arg unterrepräsentiert war. Wollte man sich in einem Umfeld bewegen, welches den Frauenschnitt an der Universität (welcher tatsächlich 67% beträgt) noch bei weitem übertrifft, dann war man dort genau richtig. Umringt von Frauen und einigen wenigen tapferen männlichen Begleitungen, befand ich mich also auf der Helsinki Fashion Week, einer Messe für Mode, Schönheit, Gesundheit und letztendlich auch einer Hochzeitssparte (darauf komme ich später noch zurück).
Nach meinem fast schon zum Wahlspruch mutierten Motto "When in Rome, do as the Romans do", begann ich mich also an diesem Sonntag den schönen (welch herrliche Doppeldeutigkeit) Dingen des Lebens zu widmen. Nach einem schnellen Blick in die Beauty-Halle, welche mit ihren hunderten Make-Up, Schmink- und weiteren Ständen, nicht nur einen unangenehmen Geruch verbreitete, sondern auch sonst nicht so meinen Geschmack traf, begaben wir uns in die Fashion-Halle, welche eine absolute Besserung versprach. Nicht nur, dass relativ viele bekannte Marken ausgestellt waren, es gab auch eine Street-Art Sektion. Und so war von relativ teuer, edel und richtig hübsch bis billiger, aber modern fast alles vertreten und man konnte ein wenig die Trends des kommenden Winters bewundern. Anschließend schauten wir uns noch eine Laufstegveranstaltung an, we,che auch sehr angenehm ablief. Nicht zu ausgefallene Kreationen wurden in einem recht angenehmen Ambiente präsentiert und mit kritischem Blick saß ich auf meinem Stuhl an der Seite des Laufstegs und beobachtete sowohl Model, als auch präsentierte Kleidung.
Der absolute Knaller war aber der Ausflug in die Hochzeitssparte, welchem Man(n) sich ja leider nicht verwehren kann, wenn er in weiblicher Begleitung ist. Ein paar nette Hochzeitskleider, viel Übertriebenes und eine ausgestellte Limousine, die wie für eine Verschnaufpause nutzen. Als dann der Standbetreiber sich zu uns in die Limousine setzte, ein Beratungsgespräch auf Englisch führte und zum Schluß fragte: "Well, when is the big date?" , musste ich fast anfangen zu lachen und antwortete mit einem leichten Grinsen, "It still takes some time." Heiraten wollte ich dann doch wirklich noch nicht, auch wenn die Limousine nur 600 Euro am Tag kostete, ein echtes Schnäppchen. ;-)
Anschließend gabs dann noch eine Laufstegveranstaltung mit Brautkleidern und Anzügen für Männer, bei dem ich meinen Dress für meine zukünftige Hochzeit gefunden habe. Schlicht, aber wirkungsvoll - also lasst euch überraschen ... so in 10-20 Jahren!
Insgesamt ein sehr unterhaltsamer Tag, eingesperrt in einem riesigen Gebäude mit vielen Frauen und noch mehr Frauendingen! Aber man sollte ja immer seinen Horizont erweitern...

Montag, 13. Oktober 2008

The Wombats - ein Konzertbericht

Am Samstag war es endlich soweit: die Wombats, Liverpools heißester Musikexport im Moment, gaben sich
in Helsinki die Ehre und feierten ihre Finnlandpremiere. Als ich dies Mitte September erfuhr, war mir natürlich sofort klar, dass ich mir das nicht entgehen lassen konnte und so orderte ich schnellstmöglichst zwei Karten. Immerhin ist so ein Konzert eine Rarität, da sich nicht allzu viele gute Bands nach Helsinki verirren. Nachdem sich dann eine finnische Freundin bereiterklärte mich zu begleiten, wuchs die Vorfreude ins Unermessliche.
Samstag 22 Uhr trafen wir uns dann vor "Tavastia", dem wohl angesagtesten Konzertschuppen Helsinkis, um vor diesem musikalischem Event noch ein Bierchen zu tanken. Noch war es innen drin recht leer, einem Zettel konnte ich entnehmen, dass die Wombats erst um 23:30 Uhr anfangen sollten, aber dennoch eine Vorband, "Kitchen Knife Wife" aus Australien, bereits ab 22:30 anfing die "Massen" zu beschallen. Das taten sie dann auch recht pünktlich, allerdings voerst nur vor knapp 150 Leuten. Musikalisch spielten sie eine muntere Mischung aus fetzigem Indie-Rock, der gemixt mit interessanten und ausgefallenen Rhythmen das zuerst noch etwas unentschlossene Publikum zum Tanzen brachte. Die Jungs heizten knappe 30 Minuten ein, um sich dann mit den traurigen Worten zu verabschieden, dass dies ihr letztes Konzert war und sie erstmal zurück nach Australien müssen, um ihrer normalen Arbeit nachzugehen.

(Kitchen Knife Wife)

Die halbstündige Pause ließ uns ein wenig Zeit um nochmal nachzutanken und sich das Publikum genauer anzuschauen. Auffallend war, wieviel Nichtfinnen auf diesem Konzert waren. Die Wombats, in Finnland eher unbekannt, hatten doch ein breites Publikum aus größtenteils deutschen und englischsprachigen Erasmusstudenten angelockt. Das Verhältnis zwischen Einheimischen und ausländischen Studenten lag wohl bei knapp 50% zu 50% - für ein solches Konzert also extrem hoch.
Um 23:30 Uhr kamen sie dann endlich aus den Startlöchern gekrochen und starteten die ganze Show mit ihrem Acapella-Song "Tales of Girls, Boys & Marsupials". Nach diesem, für ein Livekonzert, nicht schlecht gesungenem Opener folgte direkt der erste Kracher mit "Kill the Director". Die Textzeile "this is no Bridget Jones" erklang aus mittlerweile knapp 500 Kehlen und die Stimmung befand sich im rasanten Aufstieg.

Die Wombats spielten ein Set, bei dem fast alle Lieder ihrer aktuellen CD vertreten waren (zu meinem großen Wehklagen leider nicht "Dr. Suzanne Mattox Phd"), plus zwei neue Songs, die wohl bald veröffentlicht werden dürften und die großes Versprechen - die Wombats-Musik wird härter! Zwischendurch begann der Sänger von Berlin zu erzählen und fragte ins Publikum, was denn die Leute von Berlin halten. Das Publikum fand Berlin toll, er nicht - deshalb freute er sich umso mehr endlich in Helsinki zu sein!
Nach einem etwas gemächlicheren Mittelteil ließen es die Wombats die letzten 10 Minuten nochmal krachen - mit "Let's dance to Joy Division" und den Zugaben "My first Wedding" und "Backfire at the Disco". Turbulente 60 Minuten waren damit schneller zu Ende, als es sich viele gewünscht haben, gelohnt hat es sich trotzdem.
Bei einem Bierchen um "Schönen Fräulein" ließ ich dann den Abend noch gemütlich ausklingen und nahm um 3 den Nachtbus, welcher mich sicher nach Hause brachte.

Setlist Wombats (aus dem Kopf rekonstruiert):
1. Tales of Girls, Boys & Marsupials
2. Kill the Director
3. Moving to New York
4. Lost in the Post
5. How To Pack Your Bags And Leave (Neuer Song)
6. Party In A Forest (Where’s Laura?)
7. Here Comes The Anxiety
8. Patricia The Stripper
9. Little Miss Pipedream
10. My Circuitboard City (Neuer Song)
11. Let’s Dance To Joy Division
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12.My First Wedding
13. Backfire At The Disco

Samstag, 11. Oktober 2008

Nobelpreisträger!

Der ehemalige finnische Präsident (1994-2000) und Diplomat Martti Ahtisaari wurde gestern mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. In der Urteilsbegründung hieß es, er bekomme den Preis:

"für seine wichtigen Bemühungen, auf verschiedenen Kontinenten und über drei Jahrzehnte, internationale Konflikte zu lösen"
Zu seinen größten Erfolgen gehörte wohl das Friedensabkommen in Aceh wo Aufständische für die Unabhängigkeit von Indoniesen kämpften. Seitdem stand er auf der Liste der Nominierten, hatte allerdings 2006 und 2007 das Nachsehen gegenüber Muhammad Yunus und Al Gore. Weniger erfolgreich war allerdings sein Einsatz im Kosovo, wo er einen Plan für den künftigen Status der Provinz Kosovo ausarbeiten sollte, der allerdings am Veto Russlands scheiterte und im März diesen Jahres zur einseitigen Unabhängigkeitserklärung des Kosovo führte. Interessanterweise ist dies mein erster Berührungspunkt zu Ahtisaari, da genau dies das Thema meiner ersten Politik-Hausarbeit war und ich seinen Plan wie folgt beschrieb:

Nach dem Scheitern der Gespräche legte der UN-Sondergesandte Martti Ahtisaari einen Plan vor, über den anschließend der UN-Sicherheitsrat entscheiden sollte. Ahtisaari arbeitete diesen Plan zusammen mit Vertretern Frankreichs, Großbritanniens, Italiens, Russlands, der USA und Deutschlands aus. Er sah für den Kosovo eine eingeschränkte Souveränität unter Aufsicht der europäischen Union vor.

Die Auszeichnung Ahtisaaris wurde europaweit mit einem durchweg positivem Echo begrüßt. Kritik kam allerdings aus Russland, das Ahtisaaris Kosovo-Plan als Ursache für die Spaltung Serbiens sah. Die Ablehnung seines Planes damals, kommt auch durch die neuerliche Kritik an seiner Auszeichnung wieder zum Vorschein. Ein recht amüsanter Nebeneffekt dieser Nobelpreisvergabe bleibt wohl, das Frau Betancourt, vor einigen Monaten unter misteriösen Umständen aus der Geiselhaft befreit, in sicherer Siegeserwartung bereits in Paris zur Pressekonferenz geladen hatte.

Einen Tag vorher wurde der Franzose Jean-Marie Gustave Le Clézio mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Wieder einmal eine recht merkwürdige Entscheidung der königlichen Akademie Schwedens, die auch unter deutschen Literaturkritikern nicht umunstritten ist. Marcel Reich-Ranicki gab zu, keines seiner Bücher gelesen zu haben und die Literaturexpertin Sigrid Löffler sprach von einer "bizarren Wahl" eines Autors mit "monotonen und langweiligen" Werken. Reich-Ranickis und mein Favorit, Philip Roth ist somit wieder einmal leer ausgegangen, was aber im Vorhinein abzusehen war, scheute sich der ständige Sekretär des Nobelpreiskomitees Horace Engdahl nicht, bereits Tage im Voraus die amerikanischen Autoren als zu isoliert und unwissend zu beschreiben, um wirklich große Literatur zu verfassen. Gemunkelt wurde bereits ob diese Bemerkung nur eine Retourkutsche Engdahls sei, auf die Enttäuschung mit seinem eigenen Werk nicht auf amerikanischem Boden angenommen zu werden.

Zum Schluß noch eine andere Sache: ich bin neulich über eine Website gestolpert die ein Konzept präsentiert, welches sich doch recht vielversprechend anhört, wenn man mal im hohen Alter angekommen ist - aber seht selbst: Aida statt Altersheim!

Schönes Wochenende!

Donnerstag, 9. Oktober 2008

Gedächtnissplitter

In dieser Woche hat sich kaum etwas Neues ergeben. Der erste Teil des Semesters ist so langsam am Ausklingen und viele bereiten sich auf anstehende Prüfungen vor. Ich für meinen Teil habe letzte Woche wieder mit Sport angefangen und kann mittlerweile wieder normal im Fitnessstudio trainieren, so dass ich meinen Trainingsrhythmus wieder einhalten kann. Da mein Training allerdings für meine Außenbänder nicht besonders belastend ist, warte ich mit dem Fußball spielen noch bis nächste Woche.
Im Finnischkurs sind wir mittlerweile in die wunderbare Welt der finnischen Verben vorgedrungen und jetzt heißt es fleißig konjugieren, konjugieren, konjugieren. In meinem Kosmopolitismus-Seminar muss ich übers Wochenende einen einseitigen Abstract über meinen geplanten Essay vorbereiten - auch da gibt es also ein wenig zu tun. Außerdem habe ich noch einen weiteren Kurs für den zweiten Teil des Semesters gefunden, welcher "Finnische Außenpolitik" ersetzen wird, da dieser Kurs nicht mehr in meinen Zeitplan reinpasst. Der neue Kurs ist vom Department für Philosophie veranstaltet und es dreht sich alles um konfuzianische Ethik. Glücklicherweise ist es ein Kompaktseminar, welches nur eine Woche meiner kostbaren Zeit rauben wird und von einem Gastprofessor der Brown University, Rhode Island, USA gehalten wird. Prof. Henry Rosemont ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der chinesischen und ostasiatischen Philosophie und somit wird die erste Woche im November wohl eine sehr spannende werden.
Ansonsten ist am Samstag das langersehnte Wombats-Konzert in Tavastia, dem bekanntesten Rockschuppen Finnlands. Das wird bestimmt ein toller Abend und ich verspreche schon jetzt einige Bilder.
Wünsch euch allen daheim ein schönes Wochenende und schaffts' net zu viel!

Sonntag, 5. Oktober 2008

Geburtstagsfeier!

Am 3. Oktober hatte Laurent, ein Belgier und guter Freund von mir, Geburtstag. Da er 21 wurde musste das natürlich entsprechend gefeiert werden und so feierten wir im kleinen Kreis in seinen Geburtstag hinein und besuchten eine Erasmus-Party, bei der er auch sein Glück beim Black Jack versuchte und tatsächlich gewann. Gibt ja auch schließlich keinen besseren Tag als den 21. Geburtstag um beim Black Jack zu gewinnen.
Am Freitag stand dann die große Geburtstagsfeier in seiner WG in Pasila an, zu der wir so ziemlich jeden eingeladen hatten, den wir auch nur annähernd in Finnland kannten. Nachdem ca. 20 Leute fest zu gesagt hatten, machten wir uns auf eine lustige Party am Abend gefasst und ich half ihm ein wenig Alkohol einzukaufen und bei den restlichen Vorbereitungen. Die Party sollte um 21 Uhr starten und tatsächlich waren auch schon die ersten Gäste um kurz nach 21 Uhr da. Solche Pünktlichkeit kennt man auf deutschen Partys nur selten. Die Wohnung füllte sich doch schnell und kurz vor Mitternacht wurde es dann recht unübersichtlich. Jeder hatte noch irgendwelche Freunde und selbstverständlich einiges zu trinken mitgebracht und so waren weit über 40 Leute da. Nachdem das Geburtstagskind jede Menge essbarer Geschenke, vornehmlich selbstgemachte von Frauen, bekommen hatte wurde er erst mal mit ein paar Schnäpsen geeicht. Das Partyvolk ansich war sehr gemischt, der Großteil bestand aus Erasmus-Studenten, doch es waren auch erstaunlich viele Finnen da, die es sich nicht nehmen lassen wollten, mal eine richtige Erasmus-Geburtstagsparty zu erleben. Der Abend hielt noch einige interessante Momente bereit, wie einen relativ fertigen Mitbewohner, der sich früh ins Bett verabschiedete, Zimmertüren, die letztendlich im Aufzug landeten, Kopfkissen, die im Gefrierschrank landeten und die für den Betroffenen wohl einen recht harten und kalten Schlaf bedeuteten und den ersten puren 80% Wodka meines Lebens, welcher eigentlich nach nichts schmeckte, aber ganz schön nachbrannte. Gegen drei Uhr versuchte ich dann den letzten Zug Richtung Hauptbahnhof zu kriegen, um noch einen Bus nach Kontula zu erwischen, wo ich letztlich um 4 Uhr morgens, müde aber glücklich, ankam. Wieder einmal eine Party, die wohl niemand so schnell vergessen wird und sich vollends gelohnt hat.
Zum Schluß noch ein Bild vom Geburtstagskind und mir!

Samstag, 4. Oktober 2008

Der Niedergang der Volksparteien

Kurz vor der Landtagswahl in Bayern habe ich einen interessanten Artikel des Götttinger Politologen Prof. Franz Walter entdeckt. Der Artikel thematisiert die Krise der Volksparteien, aber anders als in den letzten Jahren wird dabei nicht hauptsächlich die SPD thematisiert, sondern der Fokus liegt auf der Verschlechterung der Perspektive für die Christdemokraten durch erhebliche demographische Veränderungen. Eine wie ich finde gute Analyse bieter er beispielsweise an dieser Stelle, wo es heißt:
Insofern: Die Sorgen der Union dürften keineswegs geringer sein als diejenigen der Sozialdemokraten. Die traditionsverwurzelte Kernwählerschaft der CDU/CSU aus der Generation der Geburtsjahrgänge der zwanziger und dreißiger Jahre nimmt von Wahl zu Wahl ab. Die CDU ist in Deutschland die einzige Partei, der nun schon seit mehreren Bundestagswahlen hintereinander etliche Hunderttausende Wähler mehr wegsterben, als durch das Erstwahlrecht hinzukommen. Das mag der Hauptgrund dafür sein, dass die Union nach 1994 bundespolitisch nie mehr die 40-Prozent-Grenze hat überschreiten können. Ihr jahrzehntelanges Primärreservoir, die Alten der Sozialisationsära Adenauer, Erhard und Kohl, schmilzt sukzessive zusammen.

Sehr interessant ist hierbei das Walter hinter den schlechter werdenden Wahlergebnissen einen Kohorteneffekt vermutet. Für ihn hat damit konservatives Wahlverhalten nichts mit dem tatsächlichen Alter zu tun, sondern mit dem Geburtstjahrgang. Logisch dürfte dabei erscheinen, dass die Wahlergebnisse kaum besser werden dürften. Fraglich ist dabei, ob sich das in Zukunft wirklich in diesem Umfang bestätigen wird. Interessant dazu sind noch zwei weitere Kennzahlen:

Bei den 18- bis 45-jährigen Bundesbürgern schaffte die Union 2005 nicht einmal mehr 30 Prozent.

CDU/CSU und FDP zusammen sind 2005 bei den 18 bis 59-Jährigen Bundesbürgern gerade einmal auf gut 41 Prozent der Stimmen gekommen; die Parteien "links" davon verfügen in diesem Segment über eine deutliche absolute Mehrheit.
Die letzten Hochburgen der Unions-Wählerschaft finden sich demnach bei Katholiken, Bauern, Mittelständlern und Ländlern. Interessant hierbei ist, dass der Verlust der Bedeutung von Volksparteien von vielen Politikwissenschaftlern auf einen Verlust der Bedeutung der innerstaatlichen Konfliktlinien bzw. Cleavages zurückgeführt wird. Diese vier verbliebenen starken Wählergruppen entsprechen allerdings zum Teil den ursprünglich konservativen Wählergruppen der vier Hauptcleavages:
Kirche vs. Staat
Kapital vs. Arbeit
Stadt vs. Land und
Zentrum vs. Peripherie

Somit wird einhergehend mit dem Verlust der innerstaatlichen Cleavages auch die Parteibindung an die Volksparteien immer schwächer, was addiert zum Aussterben der Stammwählerschaft der Union ein echtes Problem für diese in einigen Jahren darstellen könnte.
Richtig interessant wurde dieses Thema allerdings erst für mich, als sich nach der Landtagswahl eine interessante Frage aufgeworfen hat. Die CSU ist eine eigenständige Partei und wie alle eigenständigen Parteien, muss diese bei Wahlen natürlich auch die 5 % Hürde übersteigen. Bei der Bundestagswahl ist das soweit kein Problem, da es ja immer noch die "Huckepackregel" gibt, die besagt, das eine Partei auch dann in Fraktionsstärke in den Bundestag einziehen darf, wenn sie mindestens drei Direktmandate gewinnt. Durch die zweistellige Anzahl an Wahlkreisen dürfte das für die CSU in Bayern also niemals ein Problem werden. Bei der Europawahl welche nächstes Jahr ansteht dürfte es für die CSU allerdings nicht ganz so einfach werden, denn sie muss in ganz Deutschland die 5 % Hürde schaffen. Ich hab mir das dann mal durchgerechnet und es sieht wie folgt aus:
Bei der EP 2004 hatte die CSU knappe 2,063 Millionen Stimmen und einen bundesweiten Stimmenanteil von 8,0% bei einer Wahlbeteiligung von 43% bundesweit und 39,7 % in Bayern. In Bayern waren diese 2 Millionen Stimmen knapp 57 %. Wenn man jetzt davon ausginge, dass die bayerische CSU sich ein wenig erholt, aber das dennoch bei EP-Wahlen bevorzugt kleinere Parteien gewählt würden und somit die CSU bei knappen 45% landen würde, wären das bei einer bayrischen Wahlbeteiligung von 40% knappe 1,66 Millionen Stimmen. Wenn die bundesweite Wahlbeteiligung konstant bliebe käme die CSU auf bundesweite 6,2 % - also ganz schön knapp. Die Angst der CSU dürfte aber wohl darin bestehen:
Während die Bayern Pfingstferien haben, sind in gleich acht anderen Bundesländern - darunter das bevölkerungsreiche Nordrhein-Westfalen - an diesem 7. Juni Kommunalwahlen.
Geht man also von einer leichten Erhöhung der bundesweiten Wahlbeteiligung aus, bei einer gleichzeitigen Verschlechterung der bayrischen Wahlbeteiligung und einem weiteren miesen Ergebnis der CSU ist sehr deutlich abzusehehn, was geschehen könnte. Keine eigenständige CSU-Fraktion im europäischen Parlament, was dann eine deutliche Schwächung der Rolle der Partei in der Union bedeuten würde. Sind zwar alles ungelegte Eier, doch ist es sehr interessant wen man die ganze Sache im Auge behält.

Interessant was wiederum Franz Walter zum Thema Bayernwahl sagt:

Selbst in Bayern hielt man in den vergangenen Wochen für vorstellbar, was über Jahrzehnte nicht einmal denkbar war: Dass die CSU die Macht demnächst mit einem Koalitionspartner wird teilen müssen. Spätestens dann aber wäre vorbei, was ein halbes Jahrhundert als eherne kulturelle Regel galt - dass Bayern und die CSU symbiotisch unzertrennlich verwoben sind. Man hat in den letzten Jahren in Nordrhein-Westfalen beobachten können, wohin dergleichen führen mag.

Fast zwei Jahrzehnte lang hatte man die SPD und das Land zwischen Rhein und Weser als Identität konstruiert ("Wir in NRW" – hieß die Parole), dann mussten die Sozialdemokraten Mitte der neunziger Jahre nach drei Legislaturperioden der absoluten Mehrheit die Grünen mit ins Kabinett nehmen. Und fortan bröckelte die Übereinstimmung von Landesmentalität und hegemonialer Partei. Die SPD brach erst 1999 in den Kommunen ein, dann 2005 bei den Landtagswahlen. Am Ende stand die Opposition und schlimmer noch: Eine anhaltend tiefe Depression und fortwährende Ratlosigkeit.


Auch das eine gewagte Prognose, die sich erst noch an der wahren Entwicklung prüfen lassen muss. Das nächste Jahr verspricht allerdings mit all seinen Wahlen ein sehr spannendes zu werden. Damit aber genug politisches für heute, ich hoffe der Text ist nicht zu lange geworden!


Freitag, 3. Oktober 2008

Der Baader-Meinhof Komplex

Letzten Sonntag war es dann endlich soweit: Finnlandpremiere für den Baader-Meinhof Komplex. Der letzte Tag des größten finnischen Filmfestivals "Love & Anarchy" hielt traditionell einen Überraschungsfilm bereit. Zwei Tage vorher wurde dann bekannt gegeben, dass es sich um den Baader-Meinhof Komplex handelte. Das durfte ich mir natürlich nicht entgehen lassen, hatte ich schließlich vor knapp 11 Monaten in diesem Film mit einer Komparsenrolle mitgewirkt.
Der Film ansich hat mir sehr gut gefallen. Der Anfang war sehr rasant, von einem historischen Ereignis wurde schnell zum nächsten gesprungen, es blieb kaum Zeit für eine kurze Erholung. Aber es ist nunmal nicht einfach knappe 10 Jahre deutscher Geschichte auf 150 Minuten gebührend zu verewigen. Nach dem rasanten und leicht unüberschaubaren Anfang entwickelte sich eine recht flüssige Geschichte, die vom Aufbau der RAF und deren Entwicklung erzählte. All dies gipfelte schließlich im Herbst 1977 in der Schleyer-Entführung und der Entführung der "Landshut". Das Ende wurde recht drastisch gehalten, keine langen Erklärungen, keine Bilder, die etwas verherrlichen wollten - nach dem Selbstmord in Stammheim nahm der Film mit der Ermodung Schleyers sein Ende.
Froh war ich darüber, dass ich das Buch zum Film erst wenige Wochen vorher gelesen hatte. Dürfte es den Meisten doch sehr schwerfallen ohne grundsätzliches Hintergrundwissen dem Geschehen einigermaßen zu folgen. Auch die verschiedenen Personen, die oft eine mehr oder weniger wichtige Rolle im Geschehen spielen, werden nur selten namentlich vorgestellt oder eingeführt. Oft kann man nur durch das Hintergrundwissen erkennen, welcher Schauspieler nun welchen Charakter darstellen soll. Die Hauptpersonen werden dafür sehr ausführlich mit all ihren Schwächen, Fehlern & Ängsten dargestellt.
In Helsinki sind mittlerweile auch recht viele Filmplakate angebracht worden, da der offizielle Filmstart hier wohl erst im Oktober ist. Trotzdem erstaunlich, wie viel Werbung hier gemacht wird. Und ein mehr oder weniger verblüffendes Faktum ist mir auch noch aufgefallen, während ich das Buch von Stefan Aust gelesen habe. Der Ausgangspunkt der RAF war wohl der Kaufhausbrand im Kaufhaus SCHNEIDER in Frankfurt und zu Ende gegangen ist es mit dem Selbstmord der ersten Generation der RAF im Gefängnis von Stuttgart-Stammheim. Kurioserweise wurden die Leichen zur Obduktion auf den Bergfriedhof in Tübingen gebracht - keine 200 Meter Luftlinie von meiner Wohnung entfernt. So schließt sich also der Kreis mit meiner Partizipation bei der geschichtlichen Aufarbeitung des Ganzen in Form eines Kinofilms.

Mittlerweile hab ich auch einen zweiten Mitbewohner, der Spanier ist. Somit ist unsere Männer-WG also endgültig gefüllt und ich hab endlich auch mal in meinem zu Hause einen Gesprächspartner. Der Ägypter ist übrigens schon 29 und auch der Spanier scheint ein wenig älter als ich zu sein. Heute Abend wird groß Geburtstag gefeiert - einer meiner besten Freunde hier wird 21 und das muss natürlich gebührend gefeiert werden, schließlich heißt es ja: You turn 21 only once!
Schönen 3. Oktober!

Mittwoch, 1. Oktober 2008

Mitbewohner!

Kurz gemeldet:

Wie der Blogbetreiber "LostinHelsinki2008" eben grade meldete, hat sich ein wahres Wunder im Studentenwohnheim in Kontula ereignet. Der bisher mitbewohnerlose deutsche Student Eric Schneider hat endlich einen Mitbewohner gekriegt. Vertraulichen Quellen zufolge, handelt es sich dabei um einen Ägpyter, der auf den Namen "Mo" hört und in Berlin studiert. Erste Reaktionen des Betroffenen wurden auch schon eingefangen: "Ich bin überglücklich, dass die 5 Wochen Einsamkeit ein Ende haben" , sagte Eric Schneider am frühen Abend auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz. Sobald es weitere Neuigkeiten aus Helsinki gibt melden wir uns natürlich brandaktuell zurück, bis dahin verweisen wir auf den ARD-Brennpunkt im Anschluß an die heutige Tagesschau, mit dem Thema des Tages "Mitbewohner aufgetaucht - 5 Wochen einsames Wohnen finden ein Ende ".

Seurasaari

Die Insel Seurasaari ist ein sehr beliebtes Naherholungsgebiet und Freilichtmuseum unweit des Stadtkerns von Helsinki. Organisiert von unseren Tutoren stand für den vergangenen Sonntag ein gemeinsames Grillen der ausländischen Studenten unseres Departments auf dem Plan. Als ich Sonntagmorgen aufwachte regnete es in Strömen und ich beschloss weiterzuschlafen. 2 Stunden später hatte sich der Regen dann tatsächlich gelegt und die Sonne schien. Bepackt mit guter Laune und deutschen Bratwürsten machte ich mich auf den Weg zum Treffpunkt um 13 Uhr. Pünktlich in dem Moment, in dem ich aus dem Bus stieg, begann es wieder mal zu regnen. Dank des starken Windes allerdings nicht von oben, sondern von der Seite. Seltsames Gefühl. Dem Wind war es aber auch zu verdanken, dass sich das Unwetter innerhalb von 15 Minuten wieder verzogen hatte und so machten wir uns auf in Richtung der Feuerstellen.
Das Grillen war letztendlich eher semi-professionell, Spaß machte es allerdings trotzdem. Die vielen Bäume hatten alle bereits eine herbstliche Farbe angenommen und durch den Sonnenschein war es schönstes Herbstwetter. Nach den Regenschauern des frühen Morgens und gegen Mittag zeigten sich nun auch langsam die zahlreichen Eichhörnchen, die so berühmt für diese Insel sind. Mit Nüssen bewaffnet ließen sich diese wunderbar anlocken und aßen einem die Nüsse aus der Hand. Scheu schien ihnen doch weitestgehend fremd.
Die Bilder davon sind leider noch auf meiner Speicherkarte gefangen. Ich habe heute aber eine neue SD-Speicherkarte mit 2Gb Speicherplatz für 9 Euro erstehen können. In Zukunft wirds also wieder mehr Bilder geben.

Montag, 29. September 2008

Entwarnung!

Heute war ich im Krankenhaus gewesen um meinen Fuß röntgen zu lassen. Glücklicherweise hat sich herausgestellt, dass es letztlich nur eine sehr heftige Außenbanddehnung ist. Ich habe einen Stabilisator für mein Gelenk gekriegt und ziemlich heftige Schmerzmittel. Der Doc meinte dann zu mir, ich sollte 3 x am Tag 1 Tablette Ibuprophen 800 und 3 x am Tag 1 Tablette Paracetamol 500 nehmen. Gut gemeinter Rat, aber ich empfand das dann doch ein wenig drastisch, da ich selbst bei meiner Weisheitszahn-OP mit weniger auskam. Ich will ja nicht den ganzen Tag total high durch die Gegend laufen, also werde ich einfach entsprechend der Schmerzen die Tabletten selbst dosieren. Morgen gehts wieder in die Uni und es folgt noch ein Bericht mit Bildern über unseren Sonntagnachmittag-Trip nach Seurasaari. :-)

Samstag, 27. September 2008

Finnischer Tango

Wikipedia schreibt:
Der Finnische Tango ist dem taktlastigen Tango Argentino der 30er Jahre ähnlich, allerdings steht die finnische Version häufiger in Moll statt in Dur und hat eine absteigende statt aufsteigender Melodie. Die Texte werden meistens in Finnisch, gelegentlich in Schwedisch, und auch in Fremdsprachen wie Deutsch oder Spanisch gesungen.
Gestern war es mal wieder soweit, sich unters finnische Volk zu mischen. Fernab von den Unmengen an ausländischen Studenten galt es ins Herz der finnischen Kultur vorzudringen. Eine finnische Freundin von mir lud mich zu einem echt finnischen Ball ein, der allerdings keineswegs so formell war, wie man das von Tanzschulbällen kennt. Nichtsdestotrotz wurde den ganzen Abend nicht nur finnische Tanzmusik gespielt, sondern auch getanzt. Als ich die Einladung erhielt konnte ich natürlich nicht absagen und verzichtete somit auf eine andere große Party, zu welcher der Großteil der anderen Erasmusstudenten ging. Meine Bedenken, dass ich nicht annähernd was Passendes zum Anziehen hätte, wurden schnell zerstreut und tatsächlich war ich mit einem weißen Hemd und einer schwarzen Jeans nicht hoffnungslos underdressed. Getroffen wurde sich gegen 20 Uhr um sich schonmal auf den Abend vorzubereiten. Schnell stellte sich dabei heraus, dass ich auf einer Preparty gelandet war, welche alle wesentlichen Attribute besaß um den Titel "Ladies Night" zu tragen. Abgesehen davon, dass ich das einzige männliche Wesen war, wurde Wein getrunken, Käse & Trauben gegessen und jede Menge gelästert und getratscht. Kurz vor 22 Uhr machten wir uns dann auf in Richtung Party, sammelten noch ein paar andere Leute ein und standen um 22:20 Uhr vor dem Eingang, bzw. in der 50 Meter langen Schlange. Eine knappe dreiviertel Stunde standen die mittlerweile 11 Damen und ich, als weiterhin einziger Vertreter des männlichen Geschlechts, in der Schlange, bis wir endlich ins Warme durften.
Drinnen erwartete uns eine wirklich nett eingerichtete, große Lounge, die in einem alten Backsteinfabrikgebäude beheimatet war. Die Musik reichte von finnischem Tango über weltbekannte Rock'n'Roll-Hits mit finnischen Lyrics ("Tutti Frutti" oder "Let's twist again" auf finnisch zu hören ist echt der pure Wahnsinn) bis zu absoluten Schnulzen. Hauptsache tanzbar, was auch schon zu so früher Stunde ausdauernd von den finnischen Jugendlichen praktiziert wurde. Drinnen trafen wir dann noch den ein oder anderen Politikstudenten und ein paar Jungs aus dem Fußballteam, welche sich alle nach meinem Fuß erkundigten. Insgesamt waren wir knappe 25 Leute, welches eine wirklich angenehme Größe ist, da man sich den ganzen Abend lang mit verschiedenen Leuten unterhalten kann. Als dann die Beach Boys kamen, wagte auch ich mich, trotz meines Fußes, mit den Anderen auf die Tanzfläche und nachdem es wieder Zeit war für finnische Musik, wurde ich ein wenig in die hohe Kunst des finnischen Tangos eingeführt. Ein wirklich sehr interessanter und intensiver Tanz, welcher in seiner Mischung aus Emotionalität und Lethargie doch recht einzigartig ist.
Wie immer, wenn die richtigen Leute dabei sind und man viel Spaß hat, verging die Zeit wie im Flug. Nach einigen Stunden machten wir uns auf den Weg nach Hause und für mich sollte es noch eine kleine Weltreise werden. Ich wollte zur nächsten Nachtbushaltestelle meines Busses laufen, welche sich dann allerdings nicht dort befand, wo ich dachte, dass sie wäre. Ich machte mich weiter auf die Suche und schaffte es mich total zu verlaufen. Langsam meldeten sich auch meine Bänder wieder, die ich in einer geschickten Kombination aus Rotwein + Schmerzmitteln am Anfang des Abends außer Gefecht gesetzt hatte. Schließlich nahm ich mir ein Taxi und sagte ihm, dass er mich zur nächsten Nachtbushaltestelle bringen sollte. Das schaffte er immerhin und es war auch wirklich nicht allzuweit weg gewesen. Glücklicherweise kam auch direkt mein Bus. Was ich allerdings gar nicht beachtet hatte - ich hatte nur noch 3 Euro einstecken. Die Eigenart des öffentlichen Personennahverkehrs in Helsinki bringt es mit sich, dass man zwischen 2 und 6 Uhr morgens 4 Euro für eine Fahrt bezahlen muss. Da auch auf meiner Travelcard nur noch 3,50 Euro drauf waren, saß ich in der Patsche. Der Busfahrer zeigte sich aufgrund nicht vorhandener Englischkenntnisse unerbittlich und wollte mich direkt an der nächsten Station rausschmeißen. Mitten im Nichts, kilometerweit von zu Hause weg, mit einem dicken Knöchel und ohne Geld. Manchmal kann das Leben schon echt bitter sein. Ich war schon kurz vorm Aussteigen, als ich mich nochmal ins Innere des Busses drehte und laut fragte, ob denn eventuell jemand einen Euro hätte, damit ich nach Hause käme. Und tatsächlich - es ging zwar alles sehr schnell - aber ich meine erkannt zu haben, das mindestens drei Leute sofort und ohne zu Zögern in Richtung ihres Geldbeutels griffen. Eine ältere Frau war dann letztendlich die Schnellste, gab mir den Euro und ich konnte nach Hause fahren. Ich bedankte mich ungefähr 100 Mal - nicht nur für den Euro, sondern auch dafür, dass sie keine Sekunde gezögert hatte. Müde, aber trotzdem sehr erleichtert kam ich zu Hause an. Da musste ich dann allerdings feststellen, dass sich mein ganzer Knöchel und der Bereich unterhalb rot und blau verfärbt hatte. Also wird es doch Zeit am Montag zum Arzt zu gehen - tanzen mit verletzten Bändern war vermutlich nicht die beste Idee, die ich je hatte. Mein Abend war letztendlich ein großer finnischer Tango - leidenschaftlich, intensiv, teilweise bitter, aber am Ende süß!