Freitag, 3. Oktober 2008

Der Baader-Meinhof Komplex

Letzten Sonntag war es dann endlich soweit: Finnlandpremiere für den Baader-Meinhof Komplex. Der letzte Tag des größten finnischen Filmfestivals "Love & Anarchy" hielt traditionell einen Überraschungsfilm bereit. Zwei Tage vorher wurde dann bekannt gegeben, dass es sich um den Baader-Meinhof Komplex handelte. Das durfte ich mir natürlich nicht entgehen lassen, hatte ich schließlich vor knapp 11 Monaten in diesem Film mit einer Komparsenrolle mitgewirkt.
Der Film ansich hat mir sehr gut gefallen. Der Anfang war sehr rasant, von einem historischen Ereignis wurde schnell zum nächsten gesprungen, es blieb kaum Zeit für eine kurze Erholung. Aber es ist nunmal nicht einfach knappe 10 Jahre deutscher Geschichte auf 150 Minuten gebührend zu verewigen. Nach dem rasanten und leicht unüberschaubaren Anfang entwickelte sich eine recht flüssige Geschichte, die vom Aufbau der RAF und deren Entwicklung erzählte. All dies gipfelte schließlich im Herbst 1977 in der Schleyer-Entführung und der Entführung der "Landshut". Das Ende wurde recht drastisch gehalten, keine langen Erklärungen, keine Bilder, die etwas verherrlichen wollten - nach dem Selbstmord in Stammheim nahm der Film mit der Ermodung Schleyers sein Ende.
Froh war ich darüber, dass ich das Buch zum Film erst wenige Wochen vorher gelesen hatte. Dürfte es den Meisten doch sehr schwerfallen ohne grundsätzliches Hintergrundwissen dem Geschehen einigermaßen zu folgen. Auch die verschiedenen Personen, die oft eine mehr oder weniger wichtige Rolle im Geschehen spielen, werden nur selten namentlich vorgestellt oder eingeführt. Oft kann man nur durch das Hintergrundwissen erkennen, welcher Schauspieler nun welchen Charakter darstellen soll. Die Hauptpersonen werden dafür sehr ausführlich mit all ihren Schwächen, Fehlern & Ängsten dargestellt.
In Helsinki sind mittlerweile auch recht viele Filmplakate angebracht worden, da der offizielle Filmstart hier wohl erst im Oktober ist. Trotzdem erstaunlich, wie viel Werbung hier gemacht wird. Und ein mehr oder weniger verblüffendes Faktum ist mir auch noch aufgefallen, während ich das Buch von Stefan Aust gelesen habe. Der Ausgangspunkt der RAF war wohl der Kaufhausbrand im Kaufhaus SCHNEIDER in Frankfurt und zu Ende gegangen ist es mit dem Selbstmord der ersten Generation der RAF im Gefängnis von Stuttgart-Stammheim. Kurioserweise wurden die Leichen zur Obduktion auf den Bergfriedhof in Tübingen gebracht - keine 200 Meter Luftlinie von meiner Wohnung entfernt. So schließt sich also der Kreis mit meiner Partizipation bei der geschichtlichen Aufarbeitung des Ganzen in Form eines Kinofilms.

Mittlerweile hab ich auch einen zweiten Mitbewohner, der Spanier ist. Somit ist unsere Männer-WG also endgültig gefüllt und ich hab endlich auch mal in meinem zu Hause einen Gesprächspartner. Der Ägypter ist übrigens schon 29 und auch der Spanier scheint ein wenig älter als ich zu sein. Heute Abend wird groß Geburtstag gefeiert - einer meiner besten Freunde hier wird 21 und das muss natürlich gebührend gefeiert werden, schließlich heißt es ja: You turn 21 only once!
Schönen 3. Oktober!

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