Freitag, 31. Oktober 2008

Oktoberfest

Nachdem die Uni wieder angefangen hat und ich wieder ordentlich am Lernen bin, gab es gestern immerhin eine erfreuliche Ablenkung: Oktoberfest des Politik-Instituts mit deutschem Bier!
Nachdem ich gestern den ganzen Tag in der Bibliothek bzw. in Vorlesungen verbracht habe, ging ich abends kurz nach Hause um mich relativ bald wieder zum Oktoberfest aufzumachen. Dieses Mal hatten wir Erasmus-Studenten alles gegeben und kräftig Werbung betrieben, so dass ca. 15-20 Austauschstudenten anwesend waren. Deutlich mehr als sonst immer, wo Larent, Carl und ich doch meistens die einzigen Nichtfinnen waren.
Insgesamt war es eher eine ruhige Party, viele Leute hatten am nächsten Morgen frühg Uni und verließen die Party recht zeitnah um sich dem Schlafen zu widmen. Allerdings gab es immerhin ein "Spiel", bei dem die Finnen gegeneinander antraten und Fragen über Deutschland beantworten mussten. Eine amüsante Sache das Treiben und vor allen Dingen die Stereotypie von Oktoberfesten im Ausland zu beobachten.
Ich blieb diesmal nur bis kurz nach 11, weil ich heute morgen um 10 Uhr schon wieder Schwedisch hatte und ein wenig Schlaf kriegen wollte. Morgen gibts dann noch eine Aufwärmparty für unseren Boatcruise nach Stockholm am Sonntag, der sicherlich ein Riesenereignis wird. Da ich noch nie in Stockholm oder Schweden war, freue ich mich natürlich und mit den richtigen Leuten werden das sicher drei ereignisreiche Tage. Davo muss ich aber morgen und am Sonntag noch ein wenig Schwedisch lernen, damit sich die drei lernfreien Tage nicht allzu sehr auswirken!

Donnerstag, 30. Oktober 2008

Second Term

Diese Woche hat die zweite Hälfte des Semester angefangen und ich habe mein Arbeitspensum rapide hochgeschraubt. Von 8 auf 14 Wochenstunden, solche Wachstumsraten bringt sonst nur die VW-Aktie. Das bringt allerdings auch ne Menge Arbeit mit sich. Mein Schwedisch-II-Kurs hat auch diese Woche angefangen und ich hab im letzten halben Jahr wieder ne Menge vergessen. Das darf ich nun alles zwischendurch nachholen und so sitze ich nun schon knapp vier Stunden in der Bibliothek, nachdem ich heute morgen schon zwei Stunden Schwedischunterricht hatte, und lerne, konjugiere Verben und dekliniere Nomen. Eine Menge Arbeit, aber immerhin merke ich, dass noch ein wenig im letzten, verstecktem und dunklem Winkel meines Hirns vorhanden ist.
Ansonsten muss ich mal schauen, wann ich es noch schaffe von letztem Wochenende zu berichten, hab leider im Moment nicht allzuviel Zeit und ab Sonntag gehts dann auch schon wieder nach Stockholm und übernächstes Wochenende kommt dann mein lieber Bruder mit ganz nettem Anhang. :)
Hoffe also, dass ich es morgen mal ein wenig ausführlicher schaffe und widme mich jetzt wieder meinem Schwedischkursbuch.
Hejda

Sonntag, 26. Oktober 2008

Halloweenparty

Kaum wieder in Helsinki angekommen, erwartete uns am Donnerstag ein weiteres Highlight dieses Partyjahres. Die Erstsemester hatten auf eigene Faust eine Halloweenparty organisiert, welche mit höllischen Getränken, tollen Verkleidungen und gruseligem Ambiente aufwartete. Es wurde außerdem ein Preis für das beste Kostüm ausgelobt und so trafen Laurent und ich uns Mittags in der Stadt, um uns, nach einem ausführlichen Mittagessen, ein Kostüm zu kaufen. Glücklicherweise erinnerte ich mich noch wo der Halloween-Laden war und so hatten wir eine ganze Menge verschiedener Variationen zur Auswahl.
Ganz konservativ entschieden wir uns natürlich für den Vampir, der doch recht einfach auszuführen war. Da wir allerdings beide keine MakeUp-Experten waren, besorgten wir uns für den Abend noch weibliche Hilfe bei dieser schwierigen Aufgabe. Das Ganze beschaffen ging doch schneller als gedacht und so fuhren wir nochmal kurz nach Hause, bevor wir uns um 18 Uhr wieder trafen.
Im Partykeller des Politikgebäudes war schon alles dekoriert und wir machten uns an unsere Verkleidungen. Leichter gesagt als getan, da die Vampirzähne einfach für nichts zu gebrauchen waren. Nachdem ich dann noch sah, dass die Schminke bei Laurent eher gewöhnungsbedürftig aussah, entschied ich mich schnell um. Ich schminkte mir meine Augen ein wenig dunkler und stellte mit meinem Anzug jetzt einen italienischen Mafioso da. Nicht gut, aber eben auch nicht gänzlich unverkleidet.
Die Party begann recht schleppend, doch spätestens kurz nach neun war die Bude dann richtig, richtig voll und die Stimmung stieg. Wieder einmal waren nicht mehr als drei Austauschstudenten da und so hörte ich jede Menge finnische Sprachfetzen um mich herum. Beim Bier holen wurde ich dann auch genötigt in Finnisch zu bestellen, was ich aber einwandfrei meisterte. ;-)
Den Preis für das beste Kostüm ging dann letztendlich an vier Damen, die als Ninja-Turtles verkleidet waren. Gegen 23 Uhr zogen wir dann weiter in den KY-Club, in dem wieder einmal Erasmus-Party war. Mit knappen 60 Leuten sorgten wir recht schnell für gute Stimmung und feierten bis mich spät in der Nacht der letzte Nachtbus nach Hause bringen sollte ...

Samstag, 25. Oktober 2008

Trip nach Riga (Teil III / Mittwoch)

Mittwoch mussten wir bis spätestens 12 Uhr unser Hostel verlassen, hatten dann aber noch knappe 6 Stunden, bis wir letztendlich zum Flughafen mussten. Genug Zeit, um noch einmal die Stadt zu genießen und auch ein Museum zu besuchen. Nach einem asiatischen Frühstück machten wir uns also nochmal auf den Weg um die Innenstadt zu erkunden und schließlich im Kriegsmuseum zu landen, welches allerdings trotz des Namens nicht ausschließlich vom Krieg handelte.
In einer großangelegten Ausstellung wurden alle wichtigen Punkte der lettischen Geschichte, welche oftmals sehr blutig war, vom Mittelalter bis zum Niedergang der Sowjetunion aufgegriffen. Lettland war dabei, wie viele kleinere Staaten in Europa, oftmals Spielball der großen Nationen. So ist es kaum verwunderlich, wie viel deutscher, russischer und sonstiger Einfluss sowohl in der Geschichte als auch im Stadtbild noch zu spüren ist.
Insgesamt war die Ausstellung sehr groß, interessant und mit einigen echt netten Ausstellungsstücken. Einziges Manko: die komplette Ausstellung war einsprachig und so gingen doch viele Hintergründe einfach unter. Trotzdem war dieses Museum auf jeden Fall einen Besuch wert und kann jedem nur ans Herz gelegt werden, besonders da der Eintritt kostenlos ist.
Anschließend besuchten wir noch den Marktplatz, welcher hinter dem Hauptbahnhof und somit in einem der weniger schönen Teile Rigas liegt. Dort waren deutlich weniger Touristen und wir sahen eine andere Seite der Stadt, die wir keineswegs ausblenden wollten, nur weil sie nicht mit den Prunkbauten der Altstadt mithalten kann.
Nach dem wir unsere kulturellen Aktivitäten abgeschlossen hatten gingen wir noch zum Abschied in ein Studentenrestaurant, wo wir zu unschlagbaren Preisen sehr gutes Essen serviert bekamen. Ein versöhnlicher und sättigender Abschluss und so machten wir uns anschließend auf den Weg zum Flughafen, wo wir noch schnell ein wenig Alkohol im Duty Free Shop kauften und anschließend gemütlich ins Flugzeug stiegen, welches uns nach Tampere bringen sollte.
Wir erreichten Tampere gegen 20:30 Uhr und verpassten leider unseren Zug nach Helsinki um eine Minute. Nachdem wir zum Gleis rannten, sahen wir nur noch die Schlusslichter davon fahren. Der nächste Zug sollte eine knappe Stunde später gehen und so tranken wir noch ein Bier, spielten Karten und vertrieben uns so recht gut die Zeit. Die Zugfahrt verging schneller als gedacht und um 23:30 Uhr waren wir endlich wieder in Helsinki, wo ich dann zu meiner Freude erfuhr, dass die Eintracht gewonnen hatte. Gegen halb 1 war ich endlich in meiner Wohnung und ging absolut zufrieden mit diesem Trip in mein Bett.
Um die Bilder zu sehen bitte hier und hier klicken!

Trip nach Riga (Teil II / Dienstag)

Dienstagmorgen schliefen wir erstmal gründlich aus, um dann langsam die Stadt zu erforschen. Nach einem vorgezogenem kleinen Lunch, der das Frühstück ersetzte, begaben wir uns auf einen Spaziergang durch die Stadt. Insgesamt war es ein sonniger Tag mit knappen 15 Grad, was für uns natürlich unfassbar warm und angenehm war.
In Rigas Altstadt beherrscht der Jugendstil als dominierende Architektur immer noch das Stadtbild. Die meisten Häusern sind frisch renoviert und in einem wunderschönen Zustand. Hinzu kommen unzählige kleine und große Kirchen, ein eher funktional schönes Parlament und eine Altstadt, die größtenteils Fußgängerzone ist. So liefen wir also einige Stunden durch die Stadt, genossen das Herbstwetter, machten unzählige Fotos von Fassaden und Kirchen und erlebten Riga als eine im Zentrum blühende Stadt, in der es von teuren Autos nur so wimmelte und welche eindeutig ihre Vorteile aus dem Zusammenbruch der Sowjetunion gezogen hat.
Am späten Nachmittag folgten wir dann einem weiteren Reisetipp und gingen in eine Skybar, welche sich im 26. Stock eines luxuriösen Hotels befand, und von der man eine wunderschöne Sicht über die komplette Stadt hat. Bei einem Cocktail ließen wir den Nachmittag ausklingen, beobachten die Sonne beim Untergehen und machten wunderschöne Bilder.
Als es dunkel wurde, begaben wir uns wieder zurück ins Hostel um frische Kräfte zu sammeln und unsere Freunde vom Vortrag zu treffen. Diese gingen erst etwas essen, bevor sie gegen 23 Uhr wiederkamen und wir gemeinsam das Hotel verließen. Die Zwischenzeit nutzen wir um ein paar Gespräche zu führen, im Hintergrund Fußball zu gucken und eine Gruppe von sehr zweifelhaften Holländern zu treffen, welche die Vorurteile des Belgiers gegen Holländer vollauf bestätigten.
An diesem Abend gingen wir in ein anderes Hostel, wo es Livemusik geben sollte. Die Livemusik gab es auch, jedoch kam sie von einem einzigen Kerl mit Gitarre, der begleitet vom restlichen Publikum mehr oder weniger bekannte Songs zum Mitsingen zum Besten gab. Die kleine Kneipe, die zum Hostel gehörte, war gerammelt voll und die Stimmung richtig gut. Hier trafen wir dann auch eine Gruppe von Finnen (welch Wunder), mit denen wir uns den restlichen Abend unterhielten, bevor es abermals relativ spät zurück ins Bett ging, um am nächsten Abend die Heimreise anzutreten.
Teil III mit Bildern folgt ...

Donnerstag, 23. Oktober 2008

Trip nach Riga (Teil I / Montag)

Montagmorgen ging es gut gelaunt, aber leider viel zu früh auf den langen Weg nach Riga. Gegen halb 10 trafen wir uns am Hauptbahnhof um den Zug nach Tampere zu nehmen. Dort wollten wir den halben Tag verbringen, bevor uns RyanAir am Abend nach Riga fliegen sollte. In Tampere angekommen, stellten wir fest, dass es noch einmal deutlicher kälter war als in Helsinki und so ging es leicht fröstelnd durch die Stadt. Wir bemerkten, dass die Innenstadt ansicht doch recht überschaubar ist und so sahen wir uns kuzr das Stadion von außen an und gingen danach in eines der wenigen Highlights in Tampere: das einzige Lenin-Museum der Welt. Das Museum war in dem Gebäude untergebracht, wo Lenin und Stalin das erste Mal aufeinandertrafen und von wo aus Lenin den größten Teil seiner politischen Agitation im Exil betrieb.
Das Museum war sehr überschaubar, bot allerdings einen netten Hefter, welcher gut als Tourguide geeignet war und wichtige Kenntnisse über die Historie der russischen Revolution vermittelte. Insgesamt aus historischer Sicht also durchaus ein lohnenswerter Besuch, bei dem ich unter anderem lernte, dass Lenin einer der ersten Russen war, der die Autonomiefrage Finnlands gänzlich befürwortete.
Nach dem Museumsbesuch gingen wir eine Kleinigkeit essen und liefen noch ein wenig durch die Stadt. Da uns anschließend noch ein wenig Zeit blieb, bis der Bus zum Flughafen fahren sollte, begaben wir uns in eine Bar und nahmen unser erstes Bier zu uns.
Der Flughafen in Tampere verdient als solcher seinen Namen nicht wirklich. Wie so oft hat RyanAir ein eigenes "Terminal", welches einer umfunktionierten Lagerhalle glich. Wir hatten bereits online eingecheckt und mussten somit nur noch durch die Sicherheitskontrolle um anschließend quer übers Rollfeld zu unserem Flugzeug zu laufen, welches doch sehr spartanisch eingerichtet war. Dafür war der Flug mit seinen knappen 45 Minuten recht angenehm und wir landeten um 21:45 in Riga. Obwohl wir gelesen hatten, dass annähernd jeder Taxifahrer versucht dir das Geld aus den Rippen zu leiern, hatten wir Glück und erwischten einen, der uns ohne Umstände und hohe Kosten zum Hostel brachte.
Das Hostel war sehr klein, lag mitten in der Altstadt und vom Ambiente erinnerte es mich wieder an unsere zahlreichen Hostels in Südamerika. Nachdem wir unsere Betten bezogen hatten, begaben wir uns in den Aufenthaltsraum, in dem bereits verschiedene englischsprachige Backpacker saßen und ein Bierchen tranken. Wir setzten uns dazu und kamen schnell ins Gespräch. Nach einer Weile fragten uns die Jungs, welche nahezu jeglichen englischen Dialekt abdeckten (es war ein Engländer, ein Australier, einer aus Wales, ein Kanadier und ein Amerikaner), ob wir heut abend mit ihnen um die Häuser ziehen wollten. Grade erst angekommen, aber natürlich hochmotiviert verließen wir mit ihnen das Hostel und tauchten in die lettische Nacht ein, welche im Vergleich zu Finnland doch extrem mild war.
Zuerst gingen wir in eine Bar, welche direkt neben dem Hostel lag und "Leningrad" hieß. Leckeres Bier (für 2 Euro!!!), nettes Ambiente und eine wunderbare Ambivalenz in einer Bar, in der ein Bild von Jim Morrison neben dem von Lenin hing. Wir blieben eine ganze Weile und ich lauschte ein wenig den Geschichten der Anderen, welche größtenteils schon einige Zeit unterwegs waren und interessante Dinge zu erzählen hatten.
Anschließend gingen wir noch in eine weitere Bar, welche mit besserer Musik auftrumpfte (u.a. vom Frankfurter Bub "Shantel") und in welcher der DJ lustigerweise ab und an zu seiner Posaune griff und zur Musik mitspielte. Wir tanzten, genossen den Abend und kehrten hundemüde gegen 3 Uhr ins Hostel zurück um uns für den folgenden Tag ordentlich auszuschlafen.
Fortsetzung folgt ...

Sonntag, 19. Oktober 2008

Halbzeit, Eichhörnchen und gutes Essen

Am Dienstag beendete ich das erste meiner vier Terms, die ich in Helsinki haben werde. Gleichzeitig also Halbzeit des erstens Semesters und eine Woche frei. Da ab Mittwoch meine Mutter vorbeikam, ging ich also nur noch in die Dienstagsvorlesungen und hatte den Rest der Woche frei.
Mittwochmorgen landeten meine Mutter und Helga dann mit einer knapp dreistündigen Verspätung, die durch einen auf der A3 im Stau stehenden Piloten verursacht wurde, in Helsinki. Strahlender Sonnenschein empfing die Beiden und nach einem kurzen Trip ins Hotel, gingen wir schonmal ein wenig Helsinki erkunden, tranken in der schönen Nachmittagssonne auf einem Schiff im Hafen einen Wein, respektive ein Bier, und aßen anschließend in einem wunderbaren Restaurant. Abends kam dann noch Laurent zu mir und wir weihten meine Shisha ein, welche dank Mutter endlich in Helsinki ist.
Donnerstag regnete es fast den ganzen Tag und ich kümmerte mich zuerst ein wenig um meinen Unikram, bevor ich den Beiden meine Wohnung zeigte und wir danach sowohl das Kaufhaus Stockmann erforschten, als auch mitten auf den Esplanaden leckeres Rentier-Steak essen gingen. Danach tranken wir noch den ein oder anderen Drink in der Hotelbar und ich begab mich um halb 11 zur Erasmus-Party, welche diesmal im Schönen Fräulein stattfand und uns den Liter Bier für 6 Euro versprach. Der letzte Nachtbus brachte mich wieder nach Hause und gewährte mir einen kurzen Schlaf.
Um 9 Uhr hatte ich nämlich ein Date mit meiner Waschmaschine. Anschließend gingen wir zu dritt wiedermal nach Seurasaari, wo es erstaunlich leer war. Dafür waren die Eichhörnchen umso aufdringlicher - eins sprang mir sogar auf den Schoss, als ich auf einer Bank saß, und bettelte mich um Nüsse an. Insgesamt ein schöner Tag um ein wenig frische Luft zu schnappen, abseits des Großstadtstress. Abends gingen wir dann italienisch essen und ich schaffte es endlich mich aus meinem Zimmer auszuschließen bzw. meinen Schlüssel zu vergessen. Da ich nicht das erste Opfer war, wusste ich was zu tun war und wählte die Nummer, um den Kerl zu rufen, welcher mir gnädigerweise für 27 Euro die Tür aufschloss. So schnell kann man nen Haufen Geld loswerden.
Samstag aßen wir noch einen schnellen Mittagssnack, ehe sich die Beiden in Richtung Flughafen begaben und ich mich auf den Weg zur Singstar-Party unseres Instituts machte. Es ging sogar um einen Preis, welchen allerdings nur der schlechteste Sänger bekommen sollte. So wurde in Duellen gegeneinander gesungen und der Verlierer kam jeweils weiter. Ich gewann allerdings mein Erstrundenmatch deutlich mit "Imagine all the People" von John Lennon und war somit aus dem Wettbewerb ausgeschieden. Das stetige Schlechterwerden der Sänger konnte nur mit mehr Alkohol ertragen werden und nach Ende des Turniers zogen wir noch in eine finnische Karaokebar weiter, wo wir bis zum frühen Morgengrauen ne Menge Spaß hatten.
Heute hab ich mich dann mal geschont um fit für unseren Urlaub in Riga zu sein, der ab Morgen startet. Ab Donnerstag wirds dann vermutlich die ersten Berichte geben!
Schönen Wochenanfang. :)

Mittwoch, 15. Oktober 2008

Die Würfel sind gefallen!

Gleich vorweg die gute oder schlechte Nachricht (je nach Sichtweise) : Ich werde noch ein weiteres Semester an der Universität Helsinki studieren. Habe endlich die Zusage vom zuständigen Erasmus-Koordinator gekriegt und muss mich jetzt natürlich noch um die ganzen Formalitäten kümmern. Nach Frankfurt kommen werde ich allerdings trotzdem und zwar vom 22. Dezember bis ca. 10.-11. Januar. Danach gehts dann zurück in die finnische Kälte bis Ende Mai, bevor es dann endgültig in die sehr, sehr lange Sommerpause (bis Mitte Oktober ;-) ) geht. Das bietet euch natürlich auch weiterhin die Gelegenheit mich besuchen zu kommen, jetzt wo ich noch fast 5 Monate länger in Finnland bleibe.
Die 4 Monate, die ich bis Dezember haben sollte, waren mir einfach zu kurz und da ich grade meinFinnisch in einen einigermaßen guten Zustand bringen wollte, ist es sinnvoller die Sprache ein Jahr lang zu lernen. Außerdem habe ich dann die Möglichkeit im zweiten Semester ein wenig mehr zu studieren, da dann die Partys, Urlaube und Erlebnisse nicht mehr so ganz im Vordergrund stehen werden.
Nächste Woche wäre dann auch die ursprüngliche Halbzeit meines Semesters, 7 1/2 Wochen sind jetzt schon vorbei, 9 1/2 folgen noch bis Weihnachten. Und nächste Woche ist vorlesungsfrei, was Carl, Laurent und mir die Möglichkeit gibt einen kleinen Abstecher nach Riga (Lettland) zu machen.
Heute kommt dann auch meine Mutter mit einer Freundin. Der Flieger sollte allerdings schon in einer halben Stunde landen, hat aber knappe 2 Stunden Verspätung, deshalb sitz ich jetzt noch zu Hause und warte darauf die beiden abzuholen.
Bis die Tage!

Dienstag, 14. Oktober 2008

Messebesuch

Am letzten Sonntag war endlich mal wieder wunderbares Wetter und die Sonne schien den ganzen Tag. Trotz relativ wenig Schlaf war ich so fahrlässig und ließ mich von einer Freundin zu einem Besuch der Messe in Helsinki überreden. Allerdings war ich mir nicht ganz sicher, was mich dort genau erwarten sollte. Recht schnell wurde mir allerdings bewusst, dass ich Teil desjenigen Geschlechts war, welches auf dieser Messe doch arg unterrepräsentiert war. Wollte man sich in einem Umfeld bewegen, welches den Frauenschnitt an der Universität (welcher tatsächlich 67% beträgt) noch bei weitem übertrifft, dann war man dort genau richtig. Umringt von Frauen und einigen wenigen tapferen männlichen Begleitungen, befand ich mich also auf der Helsinki Fashion Week, einer Messe für Mode, Schönheit, Gesundheit und letztendlich auch einer Hochzeitssparte (darauf komme ich später noch zurück).
Nach meinem fast schon zum Wahlspruch mutierten Motto "When in Rome, do as the Romans do", begann ich mich also an diesem Sonntag den schönen (welch herrliche Doppeldeutigkeit) Dingen des Lebens zu widmen. Nach einem schnellen Blick in die Beauty-Halle, welche mit ihren hunderten Make-Up, Schmink- und weiteren Ständen, nicht nur einen unangenehmen Geruch verbreitete, sondern auch sonst nicht so meinen Geschmack traf, begaben wir uns in die Fashion-Halle, welche eine absolute Besserung versprach. Nicht nur, dass relativ viele bekannte Marken ausgestellt waren, es gab auch eine Street-Art Sektion. Und so war von relativ teuer, edel und richtig hübsch bis billiger, aber modern fast alles vertreten und man konnte ein wenig die Trends des kommenden Winters bewundern. Anschließend schauten wir uns noch eine Laufstegveranstaltung an, we,che auch sehr angenehm ablief. Nicht zu ausgefallene Kreationen wurden in einem recht angenehmen Ambiente präsentiert und mit kritischem Blick saß ich auf meinem Stuhl an der Seite des Laufstegs und beobachtete sowohl Model, als auch präsentierte Kleidung.
Der absolute Knaller war aber der Ausflug in die Hochzeitssparte, welchem Man(n) sich ja leider nicht verwehren kann, wenn er in weiblicher Begleitung ist. Ein paar nette Hochzeitskleider, viel Übertriebenes und eine ausgestellte Limousine, die wie für eine Verschnaufpause nutzen. Als dann der Standbetreiber sich zu uns in die Limousine setzte, ein Beratungsgespräch auf Englisch führte und zum Schluß fragte: "Well, when is the big date?" , musste ich fast anfangen zu lachen und antwortete mit einem leichten Grinsen, "It still takes some time." Heiraten wollte ich dann doch wirklich noch nicht, auch wenn die Limousine nur 600 Euro am Tag kostete, ein echtes Schnäppchen. ;-)
Anschließend gabs dann noch eine Laufstegveranstaltung mit Brautkleidern und Anzügen für Männer, bei dem ich meinen Dress für meine zukünftige Hochzeit gefunden habe. Schlicht, aber wirkungsvoll - also lasst euch überraschen ... so in 10-20 Jahren!
Insgesamt ein sehr unterhaltsamer Tag, eingesperrt in einem riesigen Gebäude mit vielen Frauen und noch mehr Frauendingen! Aber man sollte ja immer seinen Horizont erweitern...

Montag, 13. Oktober 2008

The Wombats - ein Konzertbericht

Am Samstag war es endlich soweit: die Wombats, Liverpools heißester Musikexport im Moment, gaben sich
in Helsinki die Ehre und feierten ihre Finnlandpremiere. Als ich dies Mitte September erfuhr, war mir natürlich sofort klar, dass ich mir das nicht entgehen lassen konnte und so orderte ich schnellstmöglichst zwei Karten. Immerhin ist so ein Konzert eine Rarität, da sich nicht allzu viele gute Bands nach Helsinki verirren. Nachdem sich dann eine finnische Freundin bereiterklärte mich zu begleiten, wuchs die Vorfreude ins Unermessliche.
Samstag 22 Uhr trafen wir uns dann vor "Tavastia", dem wohl angesagtesten Konzertschuppen Helsinkis, um vor diesem musikalischem Event noch ein Bierchen zu tanken. Noch war es innen drin recht leer, einem Zettel konnte ich entnehmen, dass die Wombats erst um 23:30 Uhr anfangen sollten, aber dennoch eine Vorband, "Kitchen Knife Wife" aus Australien, bereits ab 22:30 anfing die "Massen" zu beschallen. Das taten sie dann auch recht pünktlich, allerdings voerst nur vor knapp 150 Leuten. Musikalisch spielten sie eine muntere Mischung aus fetzigem Indie-Rock, der gemixt mit interessanten und ausgefallenen Rhythmen das zuerst noch etwas unentschlossene Publikum zum Tanzen brachte. Die Jungs heizten knappe 30 Minuten ein, um sich dann mit den traurigen Worten zu verabschieden, dass dies ihr letztes Konzert war und sie erstmal zurück nach Australien müssen, um ihrer normalen Arbeit nachzugehen.

(Kitchen Knife Wife)

Die halbstündige Pause ließ uns ein wenig Zeit um nochmal nachzutanken und sich das Publikum genauer anzuschauen. Auffallend war, wieviel Nichtfinnen auf diesem Konzert waren. Die Wombats, in Finnland eher unbekannt, hatten doch ein breites Publikum aus größtenteils deutschen und englischsprachigen Erasmusstudenten angelockt. Das Verhältnis zwischen Einheimischen und ausländischen Studenten lag wohl bei knapp 50% zu 50% - für ein solches Konzert also extrem hoch.
Um 23:30 Uhr kamen sie dann endlich aus den Startlöchern gekrochen und starteten die ganze Show mit ihrem Acapella-Song "Tales of Girls, Boys & Marsupials". Nach diesem, für ein Livekonzert, nicht schlecht gesungenem Opener folgte direkt der erste Kracher mit "Kill the Director". Die Textzeile "this is no Bridget Jones" erklang aus mittlerweile knapp 500 Kehlen und die Stimmung befand sich im rasanten Aufstieg.

Die Wombats spielten ein Set, bei dem fast alle Lieder ihrer aktuellen CD vertreten waren (zu meinem großen Wehklagen leider nicht "Dr. Suzanne Mattox Phd"), plus zwei neue Songs, die wohl bald veröffentlicht werden dürften und die großes Versprechen - die Wombats-Musik wird härter! Zwischendurch begann der Sänger von Berlin zu erzählen und fragte ins Publikum, was denn die Leute von Berlin halten. Das Publikum fand Berlin toll, er nicht - deshalb freute er sich umso mehr endlich in Helsinki zu sein!
Nach einem etwas gemächlicheren Mittelteil ließen es die Wombats die letzten 10 Minuten nochmal krachen - mit "Let's dance to Joy Division" und den Zugaben "My first Wedding" und "Backfire at the Disco". Turbulente 60 Minuten waren damit schneller zu Ende, als es sich viele gewünscht haben, gelohnt hat es sich trotzdem.
Bei einem Bierchen um "Schönen Fräulein" ließ ich dann den Abend noch gemütlich ausklingen und nahm um 3 den Nachtbus, welcher mich sicher nach Hause brachte.

Setlist Wombats (aus dem Kopf rekonstruiert):
1. Tales of Girls, Boys & Marsupials
2. Kill the Director
3. Moving to New York
4. Lost in the Post
5. How To Pack Your Bags And Leave (Neuer Song)
6. Party In A Forest (Where’s Laura?)
7. Here Comes The Anxiety
8. Patricia The Stripper
9. Little Miss Pipedream
10. My Circuitboard City (Neuer Song)
11. Let’s Dance To Joy Division
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12.My First Wedding
13. Backfire At The Disco

Samstag, 11. Oktober 2008

Nobelpreisträger!

Der ehemalige finnische Präsident (1994-2000) und Diplomat Martti Ahtisaari wurde gestern mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. In der Urteilsbegründung hieß es, er bekomme den Preis:

"für seine wichtigen Bemühungen, auf verschiedenen Kontinenten und über drei Jahrzehnte, internationale Konflikte zu lösen"
Zu seinen größten Erfolgen gehörte wohl das Friedensabkommen in Aceh wo Aufständische für die Unabhängigkeit von Indoniesen kämpften. Seitdem stand er auf der Liste der Nominierten, hatte allerdings 2006 und 2007 das Nachsehen gegenüber Muhammad Yunus und Al Gore. Weniger erfolgreich war allerdings sein Einsatz im Kosovo, wo er einen Plan für den künftigen Status der Provinz Kosovo ausarbeiten sollte, der allerdings am Veto Russlands scheiterte und im März diesen Jahres zur einseitigen Unabhängigkeitserklärung des Kosovo führte. Interessanterweise ist dies mein erster Berührungspunkt zu Ahtisaari, da genau dies das Thema meiner ersten Politik-Hausarbeit war und ich seinen Plan wie folgt beschrieb:

Nach dem Scheitern der Gespräche legte der UN-Sondergesandte Martti Ahtisaari einen Plan vor, über den anschließend der UN-Sicherheitsrat entscheiden sollte. Ahtisaari arbeitete diesen Plan zusammen mit Vertretern Frankreichs, Großbritanniens, Italiens, Russlands, der USA und Deutschlands aus. Er sah für den Kosovo eine eingeschränkte Souveränität unter Aufsicht der europäischen Union vor.

Die Auszeichnung Ahtisaaris wurde europaweit mit einem durchweg positivem Echo begrüßt. Kritik kam allerdings aus Russland, das Ahtisaaris Kosovo-Plan als Ursache für die Spaltung Serbiens sah. Die Ablehnung seines Planes damals, kommt auch durch die neuerliche Kritik an seiner Auszeichnung wieder zum Vorschein. Ein recht amüsanter Nebeneffekt dieser Nobelpreisvergabe bleibt wohl, das Frau Betancourt, vor einigen Monaten unter misteriösen Umständen aus der Geiselhaft befreit, in sicherer Siegeserwartung bereits in Paris zur Pressekonferenz geladen hatte.

Einen Tag vorher wurde der Franzose Jean-Marie Gustave Le Clézio mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Wieder einmal eine recht merkwürdige Entscheidung der königlichen Akademie Schwedens, die auch unter deutschen Literaturkritikern nicht umunstritten ist. Marcel Reich-Ranicki gab zu, keines seiner Bücher gelesen zu haben und die Literaturexpertin Sigrid Löffler sprach von einer "bizarren Wahl" eines Autors mit "monotonen und langweiligen" Werken. Reich-Ranickis und mein Favorit, Philip Roth ist somit wieder einmal leer ausgegangen, was aber im Vorhinein abzusehen war, scheute sich der ständige Sekretär des Nobelpreiskomitees Horace Engdahl nicht, bereits Tage im Voraus die amerikanischen Autoren als zu isoliert und unwissend zu beschreiben, um wirklich große Literatur zu verfassen. Gemunkelt wurde bereits ob diese Bemerkung nur eine Retourkutsche Engdahls sei, auf die Enttäuschung mit seinem eigenen Werk nicht auf amerikanischem Boden angenommen zu werden.

Zum Schluß noch eine andere Sache: ich bin neulich über eine Website gestolpert die ein Konzept präsentiert, welches sich doch recht vielversprechend anhört, wenn man mal im hohen Alter angekommen ist - aber seht selbst: Aida statt Altersheim!

Schönes Wochenende!

Donnerstag, 9. Oktober 2008

Gedächtnissplitter

In dieser Woche hat sich kaum etwas Neues ergeben. Der erste Teil des Semesters ist so langsam am Ausklingen und viele bereiten sich auf anstehende Prüfungen vor. Ich für meinen Teil habe letzte Woche wieder mit Sport angefangen und kann mittlerweile wieder normal im Fitnessstudio trainieren, so dass ich meinen Trainingsrhythmus wieder einhalten kann. Da mein Training allerdings für meine Außenbänder nicht besonders belastend ist, warte ich mit dem Fußball spielen noch bis nächste Woche.
Im Finnischkurs sind wir mittlerweile in die wunderbare Welt der finnischen Verben vorgedrungen und jetzt heißt es fleißig konjugieren, konjugieren, konjugieren. In meinem Kosmopolitismus-Seminar muss ich übers Wochenende einen einseitigen Abstract über meinen geplanten Essay vorbereiten - auch da gibt es also ein wenig zu tun. Außerdem habe ich noch einen weiteren Kurs für den zweiten Teil des Semesters gefunden, welcher "Finnische Außenpolitik" ersetzen wird, da dieser Kurs nicht mehr in meinen Zeitplan reinpasst. Der neue Kurs ist vom Department für Philosophie veranstaltet und es dreht sich alles um konfuzianische Ethik. Glücklicherweise ist es ein Kompaktseminar, welches nur eine Woche meiner kostbaren Zeit rauben wird und von einem Gastprofessor der Brown University, Rhode Island, USA gehalten wird. Prof. Henry Rosemont ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der chinesischen und ostasiatischen Philosophie und somit wird die erste Woche im November wohl eine sehr spannende werden.
Ansonsten ist am Samstag das langersehnte Wombats-Konzert in Tavastia, dem bekanntesten Rockschuppen Finnlands. Das wird bestimmt ein toller Abend und ich verspreche schon jetzt einige Bilder.
Wünsch euch allen daheim ein schönes Wochenende und schaffts' net zu viel!

Sonntag, 5. Oktober 2008

Geburtstagsfeier!

Am 3. Oktober hatte Laurent, ein Belgier und guter Freund von mir, Geburtstag. Da er 21 wurde musste das natürlich entsprechend gefeiert werden und so feierten wir im kleinen Kreis in seinen Geburtstag hinein und besuchten eine Erasmus-Party, bei der er auch sein Glück beim Black Jack versuchte und tatsächlich gewann. Gibt ja auch schließlich keinen besseren Tag als den 21. Geburtstag um beim Black Jack zu gewinnen.
Am Freitag stand dann die große Geburtstagsfeier in seiner WG in Pasila an, zu der wir so ziemlich jeden eingeladen hatten, den wir auch nur annähernd in Finnland kannten. Nachdem ca. 20 Leute fest zu gesagt hatten, machten wir uns auf eine lustige Party am Abend gefasst und ich half ihm ein wenig Alkohol einzukaufen und bei den restlichen Vorbereitungen. Die Party sollte um 21 Uhr starten und tatsächlich waren auch schon die ersten Gäste um kurz nach 21 Uhr da. Solche Pünktlichkeit kennt man auf deutschen Partys nur selten. Die Wohnung füllte sich doch schnell und kurz vor Mitternacht wurde es dann recht unübersichtlich. Jeder hatte noch irgendwelche Freunde und selbstverständlich einiges zu trinken mitgebracht und so waren weit über 40 Leute da. Nachdem das Geburtstagskind jede Menge essbarer Geschenke, vornehmlich selbstgemachte von Frauen, bekommen hatte wurde er erst mal mit ein paar Schnäpsen geeicht. Das Partyvolk ansich war sehr gemischt, der Großteil bestand aus Erasmus-Studenten, doch es waren auch erstaunlich viele Finnen da, die es sich nicht nehmen lassen wollten, mal eine richtige Erasmus-Geburtstagsparty zu erleben. Der Abend hielt noch einige interessante Momente bereit, wie einen relativ fertigen Mitbewohner, der sich früh ins Bett verabschiedete, Zimmertüren, die letztendlich im Aufzug landeten, Kopfkissen, die im Gefrierschrank landeten und die für den Betroffenen wohl einen recht harten und kalten Schlaf bedeuteten und den ersten puren 80% Wodka meines Lebens, welcher eigentlich nach nichts schmeckte, aber ganz schön nachbrannte. Gegen drei Uhr versuchte ich dann den letzten Zug Richtung Hauptbahnhof zu kriegen, um noch einen Bus nach Kontula zu erwischen, wo ich letztlich um 4 Uhr morgens, müde aber glücklich, ankam. Wieder einmal eine Party, die wohl niemand so schnell vergessen wird und sich vollends gelohnt hat.
Zum Schluß noch ein Bild vom Geburtstagskind und mir!

Samstag, 4. Oktober 2008

Der Niedergang der Volksparteien

Kurz vor der Landtagswahl in Bayern habe ich einen interessanten Artikel des Götttinger Politologen Prof. Franz Walter entdeckt. Der Artikel thematisiert die Krise der Volksparteien, aber anders als in den letzten Jahren wird dabei nicht hauptsächlich die SPD thematisiert, sondern der Fokus liegt auf der Verschlechterung der Perspektive für die Christdemokraten durch erhebliche demographische Veränderungen. Eine wie ich finde gute Analyse bieter er beispielsweise an dieser Stelle, wo es heißt:
Insofern: Die Sorgen der Union dürften keineswegs geringer sein als diejenigen der Sozialdemokraten. Die traditionsverwurzelte Kernwählerschaft der CDU/CSU aus der Generation der Geburtsjahrgänge der zwanziger und dreißiger Jahre nimmt von Wahl zu Wahl ab. Die CDU ist in Deutschland die einzige Partei, der nun schon seit mehreren Bundestagswahlen hintereinander etliche Hunderttausende Wähler mehr wegsterben, als durch das Erstwahlrecht hinzukommen. Das mag der Hauptgrund dafür sein, dass die Union nach 1994 bundespolitisch nie mehr die 40-Prozent-Grenze hat überschreiten können. Ihr jahrzehntelanges Primärreservoir, die Alten der Sozialisationsära Adenauer, Erhard und Kohl, schmilzt sukzessive zusammen.

Sehr interessant ist hierbei das Walter hinter den schlechter werdenden Wahlergebnissen einen Kohorteneffekt vermutet. Für ihn hat damit konservatives Wahlverhalten nichts mit dem tatsächlichen Alter zu tun, sondern mit dem Geburtstjahrgang. Logisch dürfte dabei erscheinen, dass die Wahlergebnisse kaum besser werden dürften. Fraglich ist dabei, ob sich das in Zukunft wirklich in diesem Umfang bestätigen wird. Interessant dazu sind noch zwei weitere Kennzahlen:

Bei den 18- bis 45-jährigen Bundesbürgern schaffte die Union 2005 nicht einmal mehr 30 Prozent.

CDU/CSU und FDP zusammen sind 2005 bei den 18 bis 59-Jährigen Bundesbürgern gerade einmal auf gut 41 Prozent der Stimmen gekommen; die Parteien "links" davon verfügen in diesem Segment über eine deutliche absolute Mehrheit.
Die letzten Hochburgen der Unions-Wählerschaft finden sich demnach bei Katholiken, Bauern, Mittelständlern und Ländlern. Interessant hierbei ist, dass der Verlust der Bedeutung von Volksparteien von vielen Politikwissenschaftlern auf einen Verlust der Bedeutung der innerstaatlichen Konfliktlinien bzw. Cleavages zurückgeführt wird. Diese vier verbliebenen starken Wählergruppen entsprechen allerdings zum Teil den ursprünglich konservativen Wählergruppen der vier Hauptcleavages:
Kirche vs. Staat
Kapital vs. Arbeit
Stadt vs. Land und
Zentrum vs. Peripherie

Somit wird einhergehend mit dem Verlust der innerstaatlichen Cleavages auch die Parteibindung an die Volksparteien immer schwächer, was addiert zum Aussterben der Stammwählerschaft der Union ein echtes Problem für diese in einigen Jahren darstellen könnte.
Richtig interessant wurde dieses Thema allerdings erst für mich, als sich nach der Landtagswahl eine interessante Frage aufgeworfen hat. Die CSU ist eine eigenständige Partei und wie alle eigenständigen Parteien, muss diese bei Wahlen natürlich auch die 5 % Hürde übersteigen. Bei der Bundestagswahl ist das soweit kein Problem, da es ja immer noch die "Huckepackregel" gibt, die besagt, das eine Partei auch dann in Fraktionsstärke in den Bundestag einziehen darf, wenn sie mindestens drei Direktmandate gewinnt. Durch die zweistellige Anzahl an Wahlkreisen dürfte das für die CSU in Bayern also niemals ein Problem werden. Bei der Europawahl welche nächstes Jahr ansteht dürfte es für die CSU allerdings nicht ganz so einfach werden, denn sie muss in ganz Deutschland die 5 % Hürde schaffen. Ich hab mir das dann mal durchgerechnet und es sieht wie folgt aus:
Bei der EP 2004 hatte die CSU knappe 2,063 Millionen Stimmen und einen bundesweiten Stimmenanteil von 8,0% bei einer Wahlbeteiligung von 43% bundesweit und 39,7 % in Bayern. In Bayern waren diese 2 Millionen Stimmen knapp 57 %. Wenn man jetzt davon ausginge, dass die bayerische CSU sich ein wenig erholt, aber das dennoch bei EP-Wahlen bevorzugt kleinere Parteien gewählt würden und somit die CSU bei knappen 45% landen würde, wären das bei einer bayrischen Wahlbeteiligung von 40% knappe 1,66 Millionen Stimmen. Wenn die bundesweite Wahlbeteiligung konstant bliebe käme die CSU auf bundesweite 6,2 % - also ganz schön knapp. Die Angst der CSU dürfte aber wohl darin bestehen:
Während die Bayern Pfingstferien haben, sind in gleich acht anderen Bundesländern - darunter das bevölkerungsreiche Nordrhein-Westfalen - an diesem 7. Juni Kommunalwahlen.
Geht man also von einer leichten Erhöhung der bundesweiten Wahlbeteiligung aus, bei einer gleichzeitigen Verschlechterung der bayrischen Wahlbeteiligung und einem weiteren miesen Ergebnis der CSU ist sehr deutlich abzusehehn, was geschehen könnte. Keine eigenständige CSU-Fraktion im europäischen Parlament, was dann eine deutliche Schwächung der Rolle der Partei in der Union bedeuten würde. Sind zwar alles ungelegte Eier, doch ist es sehr interessant wen man die ganze Sache im Auge behält.

Interessant was wiederum Franz Walter zum Thema Bayernwahl sagt:

Selbst in Bayern hielt man in den vergangenen Wochen für vorstellbar, was über Jahrzehnte nicht einmal denkbar war: Dass die CSU die Macht demnächst mit einem Koalitionspartner wird teilen müssen. Spätestens dann aber wäre vorbei, was ein halbes Jahrhundert als eherne kulturelle Regel galt - dass Bayern und die CSU symbiotisch unzertrennlich verwoben sind. Man hat in den letzten Jahren in Nordrhein-Westfalen beobachten können, wohin dergleichen führen mag.

Fast zwei Jahrzehnte lang hatte man die SPD und das Land zwischen Rhein und Weser als Identität konstruiert ("Wir in NRW" – hieß die Parole), dann mussten die Sozialdemokraten Mitte der neunziger Jahre nach drei Legislaturperioden der absoluten Mehrheit die Grünen mit ins Kabinett nehmen. Und fortan bröckelte die Übereinstimmung von Landesmentalität und hegemonialer Partei. Die SPD brach erst 1999 in den Kommunen ein, dann 2005 bei den Landtagswahlen. Am Ende stand die Opposition und schlimmer noch: Eine anhaltend tiefe Depression und fortwährende Ratlosigkeit.


Auch das eine gewagte Prognose, die sich erst noch an der wahren Entwicklung prüfen lassen muss. Das nächste Jahr verspricht allerdings mit all seinen Wahlen ein sehr spannendes zu werden. Damit aber genug politisches für heute, ich hoffe der Text ist nicht zu lange geworden!


Freitag, 3. Oktober 2008

Der Baader-Meinhof Komplex

Letzten Sonntag war es dann endlich soweit: Finnlandpremiere für den Baader-Meinhof Komplex. Der letzte Tag des größten finnischen Filmfestivals "Love & Anarchy" hielt traditionell einen Überraschungsfilm bereit. Zwei Tage vorher wurde dann bekannt gegeben, dass es sich um den Baader-Meinhof Komplex handelte. Das durfte ich mir natürlich nicht entgehen lassen, hatte ich schließlich vor knapp 11 Monaten in diesem Film mit einer Komparsenrolle mitgewirkt.
Der Film ansich hat mir sehr gut gefallen. Der Anfang war sehr rasant, von einem historischen Ereignis wurde schnell zum nächsten gesprungen, es blieb kaum Zeit für eine kurze Erholung. Aber es ist nunmal nicht einfach knappe 10 Jahre deutscher Geschichte auf 150 Minuten gebührend zu verewigen. Nach dem rasanten und leicht unüberschaubaren Anfang entwickelte sich eine recht flüssige Geschichte, die vom Aufbau der RAF und deren Entwicklung erzählte. All dies gipfelte schließlich im Herbst 1977 in der Schleyer-Entführung und der Entführung der "Landshut". Das Ende wurde recht drastisch gehalten, keine langen Erklärungen, keine Bilder, die etwas verherrlichen wollten - nach dem Selbstmord in Stammheim nahm der Film mit der Ermodung Schleyers sein Ende.
Froh war ich darüber, dass ich das Buch zum Film erst wenige Wochen vorher gelesen hatte. Dürfte es den Meisten doch sehr schwerfallen ohne grundsätzliches Hintergrundwissen dem Geschehen einigermaßen zu folgen. Auch die verschiedenen Personen, die oft eine mehr oder weniger wichtige Rolle im Geschehen spielen, werden nur selten namentlich vorgestellt oder eingeführt. Oft kann man nur durch das Hintergrundwissen erkennen, welcher Schauspieler nun welchen Charakter darstellen soll. Die Hauptpersonen werden dafür sehr ausführlich mit all ihren Schwächen, Fehlern & Ängsten dargestellt.
In Helsinki sind mittlerweile auch recht viele Filmplakate angebracht worden, da der offizielle Filmstart hier wohl erst im Oktober ist. Trotzdem erstaunlich, wie viel Werbung hier gemacht wird. Und ein mehr oder weniger verblüffendes Faktum ist mir auch noch aufgefallen, während ich das Buch von Stefan Aust gelesen habe. Der Ausgangspunkt der RAF war wohl der Kaufhausbrand im Kaufhaus SCHNEIDER in Frankfurt und zu Ende gegangen ist es mit dem Selbstmord der ersten Generation der RAF im Gefängnis von Stuttgart-Stammheim. Kurioserweise wurden die Leichen zur Obduktion auf den Bergfriedhof in Tübingen gebracht - keine 200 Meter Luftlinie von meiner Wohnung entfernt. So schließt sich also der Kreis mit meiner Partizipation bei der geschichtlichen Aufarbeitung des Ganzen in Form eines Kinofilms.

Mittlerweile hab ich auch einen zweiten Mitbewohner, der Spanier ist. Somit ist unsere Männer-WG also endgültig gefüllt und ich hab endlich auch mal in meinem zu Hause einen Gesprächspartner. Der Ägypter ist übrigens schon 29 und auch der Spanier scheint ein wenig älter als ich zu sein. Heute Abend wird groß Geburtstag gefeiert - einer meiner besten Freunde hier wird 21 und das muss natürlich gebührend gefeiert werden, schließlich heißt es ja: You turn 21 only once!
Schönen 3. Oktober!

Mittwoch, 1. Oktober 2008

Mitbewohner!

Kurz gemeldet:

Wie der Blogbetreiber "LostinHelsinki2008" eben grade meldete, hat sich ein wahres Wunder im Studentenwohnheim in Kontula ereignet. Der bisher mitbewohnerlose deutsche Student Eric Schneider hat endlich einen Mitbewohner gekriegt. Vertraulichen Quellen zufolge, handelt es sich dabei um einen Ägpyter, der auf den Namen "Mo" hört und in Berlin studiert. Erste Reaktionen des Betroffenen wurden auch schon eingefangen: "Ich bin überglücklich, dass die 5 Wochen Einsamkeit ein Ende haben" , sagte Eric Schneider am frühen Abend auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz. Sobald es weitere Neuigkeiten aus Helsinki gibt melden wir uns natürlich brandaktuell zurück, bis dahin verweisen wir auf den ARD-Brennpunkt im Anschluß an die heutige Tagesschau, mit dem Thema des Tages "Mitbewohner aufgetaucht - 5 Wochen einsames Wohnen finden ein Ende ".

Seurasaari

Die Insel Seurasaari ist ein sehr beliebtes Naherholungsgebiet und Freilichtmuseum unweit des Stadtkerns von Helsinki. Organisiert von unseren Tutoren stand für den vergangenen Sonntag ein gemeinsames Grillen der ausländischen Studenten unseres Departments auf dem Plan. Als ich Sonntagmorgen aufwachte regnete es in Strömen und ich beschloss weiterzuschlafen. 2 Stunden später hatte sich der Regen dann tatsächlich gelegt und die Sonne schien. Bepackt mit guter Laune und deutschen Bratwürsten machte ich mich auf den Weg zum Treffpunkt um 13 Uhr. Pünktlich in dem Moment, in dem ich aus dem Bus stieg, begann es wieder mal zu regnen. Dank des starken Windes allerdings nicht von oben, sondern von der Seite. Seltsames Gefühl. Dem Wind war es aber auch zu verdanken, dass sich das Unwetter innerhalb von 15 Minuten wieder verzogen hatte und so machten wir uns auf in Richtung der Feuerstellen.
Das Grillen war letztendlich eher semi-professionell, Spaß machte es allerdings trotzdem. Die vielen Bäume hatten alle bereits eine herbstliche Farbe angenommen und durch den Sonnenschein war es schönstes Herbstwetter. Nach den Regenschauern des frühen Morgens und gegen Mittag zeigten sich nun auch langsam die zahlreichen Eichhörnchen, die so berühmt für diese Insel sind. Mit Nüssen bewaffnet ließen sich diese wunderbar anlocken und aßen einem die Nüsse aus der Hand. Scheu schien ihnen doch weitestgehend fremd.
Die Bilder davon sind leider noch auf meiner Speicherkarte gefangen. Ich habe heute aber eine neue SD-Speicherkarte mit 2Gb Speicherplatz für 9 Euro erstehen können. In Zukunft wirds also wieder mehr Bilder geben.