Am Samstag war es endlich soweit: die Wombats, Liverpools heißester Musikexport im Moment, gaben sich
in Helsinki die Ehre und feierten ihre Finnlandpremiere. Als ich dies Mitte September erfuhr, war mir natürlich sofort klar, dass ich mir das nicht entgehen lassen konnte und so orderte ich schnellstmöglichst zwei Karten. Immerhin ist so ein Konzert eine Rarität, da sich nicht allzu viele gute Bands nach Helsinki verirren. Nachdem sich dann eine finnische Freundin bereiterklärte mich zu begleiten, wuchs die Vorfreude ins Unermessliche.
Samstag 22 Uhr trafen wir uns dann vor "Tavastia", dem wohl angesagtesten Konzertschuppen Helsinkis, um vor diesem musikalischem Event noch ein Bierchen zu tanken. Noch war es innen drin recht leer, einem Zettel konnte ich entnehmen, dass die Wombats erst um 23:30 Uhr anfangen sollten, aber dennoch eine Vorband, "Kitchen Knife Wife" aus Australien, bereits ab 22:30 anfing die "Massen" zu beschallen. Das taten sie dann auch recht pünktlich, allerdings voerst nur vor knapp 150 Leuten. Musikalisch spielten sie eine muntere Mischung aus fetzigem Indie-Rock, der gemixt mit interessanten und ausgefallenen Rhythmen das zuerst noch etwas unentschlossene Publikum zum Tanzen brachte. Die Jungs heizten knappe 30 Minuten ein, um sich dann mit den traurigen Worten zu verabschieden, dass dies ihr letztes Konzert war und sie erstmal zurück nach Australien müssen, um ihrer normalen Arbeit nachzugehen.

(Kitchen Knife Wife)
Die halbstündige Pause ließ uns ein wenig Zeit um nochmal nachzutanken und sich das Publikum genauer anzuschauen. Auffallend war, wieviel Nichtfinnen auf diesem Konzert waren. Die Wombats, in Finnland eher unbekannt, hatten doch ein breites Publikum aus größtenteils deutschen und englischsprachigen Erasmusstudenten angelockt. Das Verhältnis zwischen Einheimischen und ausländischen Studenten lag wohl bei knapp 50% zu 50% - für ein solches Konzert also extrem hoch.
Um 23:30 Uhr kamen sie dann endlich aus den Startlöchern gekrochen und starteten die ganze Show mit ihrem Acapella-Song "Tales of Girls, Boys & Marsupials". Nach diesem, für ein Livekonzert, nicht schlecht gesungenem Opener folgte direkt der erste Kracher mit "Kill the Director". Die Textzeile "this is no Bridget Jones" erklang aus mittlerweile knapp 500 Kehlen und die Stimmung befand sich im rasanten Aufstieg.

Die Wombats spielten ein Set, bei dem fast alle Lieder ihrer aktuellen CD vertreten waren (zu meinem großen Wehklagen leider nicht "Dr. Suzanne Mattox Phd"), plus zwei neue Songs, die wohl bald veröffentlicht werden dürften und die großes Versprechen - die Wombats-Musik wird härter! Zwischendurch begann der Sänger von Berlin zu erzählen und fragte ins Publikum, was denn die Leute von Berlin halten. Das Publikum fand Berlin toll, er nicht - deshalb freute er sich umso mehr endlich in Helsinki zu sein!
Nach einem etwas gemächlicheren Mittelteil ließen es die Wombats die letzten 10 Minuten nochmal krachen - mit "Let's dance to Joy Division" und den Zugaben "My first Wedding" und "Backfire at the Disco". Turbulente 60 Minuten waren damit schneller zu Ende, als es sich viele gewünscht haben, gelohnt hat es sich trotzdem.
Bei einem Bierchen um "Schönen Fräulein" ließ ich dann den Abend noch gemütlich ausklingen und nahm um 3 den Nachtbus, welcher mich sicher nach Hause brachte.
Setlist Wombats (aus dem Kopf rekonstruiert):
1. Tales of Girls, Boys & Marsupials
2. Kill the Director
3. Moving to New York
4. Lost in the Post
5. How To Pack Your Bags And Leave (Neuer Song)
6. Party In A Forest (Where’s Laura?)
7. Here Comes The Anxiety
8. Patricia The Stripper
9. Little Miss Pipedream
10. My Circuitboard City (Neuer Song)
11. Let’s Dance To Joy Division
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12.My First Wedding
13. Backfire At The Disco