Nachdem ich mir zwei Tage Zeit gelassen habe um die Eindrücke über das was Dienstagmorgen in Finnland passiert ist zu verarbeiten und einzuordnen, versuche ich nun, wenn auch vermutlich unvollständig und bruckstückhaft, wiederzugeben wie die Finnen auf diese Sache reagiert haben - bzw. wie ich diese Reaktionen erlebt habe. Was war also passiert an diesem Dienstagmorgen? Die erste Meldung des Spiegels, die ich an diesem Morgen noch vor meinem Gang zur Universität las, lautete:
Amokläufer erschießt neun Menschen an Berufsschule
Chaotische Szenen in der finnischen Kleinstadt Kauhajoki: Ein Schüler hat in einem Berufsschulzentrum wild um sich geschossen. Nach Angaben der Polizei kamen neun Menschen ums Leben, der Schütze überlebte einen Selbstmordversuch.
Der Dienstag verlief ansich noch relativ normal. Es schien als hätten noch nicht allzu viele Menschen überhaupt mitgekriegt, was in ihrem Land um 11 Uhr Ortszeit passiert ist. Der kompletten Dienstag über folgten Meldungen, in denen weitere Details des Amoklaufs geschildert wurden. So hatte der Todesschütze eine automatische Walther P22 benutzt, mit der er auch im Internetportal YouTube martialisch bei Schußübungen zu sehen waren und sein Massaker mit den Worten "You're next" ankündigte.
Mittwochmorgen merkte man den kollektiven Schockzustand dieser Nation deutlich an. Die Flaggen hingen größtenteils auf Halbmast, es wurde immer wieder die Frage aufgeworfen, wieso so etwas schon wieder geschehen konnte. Schließlich hat erst im letzten November ein 18jähriger Schüler 8 Menschen plus sich selbst erschossen. Und langsam wurde auch Kritik laut, da die Polizei verkündete, dass sie am Vortag des Massakers mit dem Schützen über seine Videos auf Youtube gesprochen hätte. Obwohl sie diese sehr wohl als Ernst wahrnahm, konnte die Polizei doch keine direkte Gefahr erkennen und der Schütze durfte seine Waffe, für die er einen Waffenschein hat, behalten. Apropos Waffen. In Finnland sind mindestens 1,6 Millionen Schusswaffen (bei 5,5 Millionen Einwohnern) im Umlauf, in etwa jedem vierten Haushalt gibt es eine. Finnland liegt in der "Waffendichte" hinter den USA und dem Jemen an dritter Stelle. Jedes Jahr werden 80.000 neue Waffen an Jäger und Sportschützen ausgegeben, auch an Minderjährige ab 15.
Doch was hätten die Polizisten tun können? Wenn keine unmittelbare Gefahr erkennbar ist, wird es schwer sein das Recht auf privaten Waffenbesitz präventiv einzuschränken. Würde die Polizei das bei jedem Internethelden machen, der großspurig Dinge ankündigt, die vermutlich niemals passieren werden, dann wäre das in einem Rechtsstaat wohl kaum vertretbar. Tragisch ist es allerdings trotzdem, das eine Gefahr im Vorfeld erkannt wurde, aber nach einem persönlichen Gespräch nicht richtig eingeschätzt werden konnte. Die Verbitterung und kollektive Suche nach einem Sündenbock der Angehörigen und Freunde, ja aller Finnen, lässt sich da wohl verstehen.
Der aus meiner Sicht einzig richtige Schritt wird wohl jetzt auf die politische Agenda gelangen. Der finnische Minsterpräsident hat angekündigt, dass man überprüfen müsse inwieweit die finnischen Waffengesetze weiterhin Gültigkeit behalten werden. Da es schwer fallen dürfte präventiv solche Massaker zu verhindern, muss an dem einzig kontrollierbaren Rädchen gedreht werden: der private Waffenbesitz sollte eingeschränkt werden. Der Staat, welcher wie alle anderen durch einen Gesellschaftsvertrag konstruiert wurde, ist aus einer Notwendigkeit erwachsen eine übergeordnete, allmächtige Instanz zu schaffen, die Sicherheit und Schutz bietet. Das Gewaltmonopol innerhalb des Staates, sollte ausschließlich bei dieser Instanz liegen - was aus meiner Sicht privaten Waffenbesitz überflüssig macht. Soweit die hobbe'schen staatstheoretischen Grundlagen zum Einschränken des privaten Waffenbesitzes, die humanitären und pazifistischen Begründungen ergeben sich in diesem Zusammenhang wohl von selbst.
Ich hätte niemals gedacht, dass dieser Blog auch nur annähernd so tagespolitisch werden würde, aber besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen und ich denke, das konnte man nicht unkommentiert stehen lassen. Bevor ich mich wieder meinen universitären Dingen zuwende, möchte ich selbstverständlich noch mein aufrichtiges Beileid sämtlichen Verwandten, Angehörigen und Freunden aussprechen.
Für mich selbst ist im Moment "Autodidaktik" das Stichwort. Da sowohl mein einer Politikkurs, als auch mein Finnischkurs diese Woche ausfielen, machte ich mich auf eigene Faust auf den Weg, die Wirren der finnischen Sprache zu entschlüsseln. Da unsere Lehrerin seit letzter Woche krank ist, haben wir von 6 möglichen Doppelstunden grade mal 3 gehabt, was natürlich dem Lernprozess nicht grade zuträglich ist. Und da ich diese Sprache wirklich gerne ein wenig beherrschen würde, ist nun mein Einsatz gefragt.
Ansonsten war es, bis auf die geschilderten Dinge, recht ruhig hier. Das gute Wetter hält an und ich hörte, dass es sogar besser war als in Deutschland. ;-) Mit weiterhin 15-17 Grad und Sonnenschein, ohne einer einzigen Wolke am Tag, verbleibe ich für heute und wünsche schon mal vorbeugend ein schönes Wochenende!
Mittwochmorgen merkte man den kollektiven Schockzustand dieser Nation deutlich an. Die Flaggen hingen größtenteils auf Halbmast, es wurde immer wieder die Frage aufgeworfen, wieso so etwas schon wieder geschehen konnte. Schließlich hat erst im letzten November ein 18jähriger Schüler 8 Menschen plus sich selbst erschossen. Und langsam wurde auch Kritik laut, da die Polizei verkündete, dass sie am Vortag des Massakers mit dem Schützen über seine Videos auf Youtube gesprochen hätte. Obwohl sie diese sehr wohl als Ernst wahrnahm, konnte die Polizei doch keine direkte Gefahr erkennen und der Schütze durfte seine Waffe, für die er einen Waffenschein hat, behalten. Apropos Waffen. In Finnland sind mindestens 1,6 Millionen Schusswaffen (bei 5,5 Millionen Einwohnern) im Umlauf, in etwa jedem vierten Haushalt gibt es eine. Finnland liegt in der "Waffendichte" hinter den USA und dem Jemen an dritter Stelle. Jedes Jahr werden 80.000 neue Waffen an Jäger und Sportschützen ausgegeben, auch an Minderjährige ab 15.
Doch was hätten die Polizisten tun können? Wenn keine unmittelbare Gefahr erkennbar ist, wird es schwer sein das Recht auf privaten Waffenbesitz präventiv einzuschränken. Würde die Polizei das bei jedem Internethelden machen, der großspurig Dinge ankündigt, die vermutlich niemals passieren werden, dann wäre das in einem Rechtsstaat wohl kaum vertretbar. Tragisch ist es allerdings trotzdem, das eine Gefahr im Vorfeld erkannt wurde, aber nach einem persönlichen Gespräch nicht richtig eingeschätzt werden konnte. Die Verbitterung und kollektive Suche nach einem Sündenbock der Angehörigen und Freunde, ja aller Finnen, lässt sich da wohl verstehen.
Der aus meiner Sicht einzig richtige Schritt wird wohl jetzt auf die politische Agenda gelangen. Der finnische Minsterpräsident hat angekündigt, dass man überprüfen müsse inwieweit die finnischen Waffengesetze weiterhin Gültigkeit behalten werden. Da es schwer fallen dürfte präventiv solche Massaker zu verhindern, muss an dem einzig kontrollierbaren Rädchen gedreht werden: der private Waffenbesitz sollte eingeschränkt werden. Der Staat, welcher wie alle anderen durch einen Gesellschaftsvertrag konstruiert wurde, ist aus einer Notwendigkeit erwachsen eine übergeordnete, allmächtige Instanz zu schaffen, die Sicherheit und Schutz bietet. Das Gewaltmonopol innerhalb des Staates, sollte ausschließlich bei dieser Instanz liegen - was aus meiner Sicht privaten Waffenbesitz überflüssig macht. Soweit die hobbe'schen staatstheoretischen Grundlagen zum Einschränken des privaten Waffenbesitzes, die humanitären und pazifistischen Begründungen ergeben sich in diesem Zusammenhang wohl von selbst.
Ich hätte niemals gedacht, dass dieser Blog auch nur annähernd so tagespolitisch werden würde, aber besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen und ich denke, das konnte man nicht unkommentiert stehen lassen. Bevor ich mich wieder meinen universitären Dingen zuwende, möchte ich selbstverständlich noch mein aufrichtiges Beileid sämtlichen Verwandten, Angehörigen und Freunden aussprechen.
Für mich selbst ist im Moment "Autodidaktik" das Stichwort. Da sowohl mein einer Politikkurs, als auch mein Finnischkurs diese Woche ausfielen, machte ich mich auf eigene Faust auf den Weg, die Wirren der finnischen Sprache zu entschlüsseln. Da unsere Lehrerin seit letzter Woche krank ist, haben wir von 6 möglichen Doppelstunden grade mal 3 gehabt, was natürlich dem Lernprozess nicht grade zuträglich ist. Und da ich diese Sprache wirklich gerne ein wenig beherrschen würde, ist nun mein Einsatz gefragt.
Ansonsten war es, bis auf die geschilderten Dinge, recht ruhig hier. Das gute Wetter hält an und ich hörte, dass es sogar besser war als in Deutschland. ;-) Mit weiterhin 15-17 Grad und Sonnenschein, ohne einer einzigen Wolke am Tag, verbleibe ich für heute und wünsche schon mal vorbeugend ein schönes Wochenende!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen