Noch kurz vor dem Einschlafen beschlossen wir die Bus-Stadttour am nächsten Morgen ausfallen zu lassen, um uns ein wenig Schlaf zu gönnen. Genau dies taten wir dann auch - wir schliefen bis kurz nach 12 und verpassten somit das Frühstück, als auch die Bustour (welche eh nicht so der Wahnsinn war, wie uns erzählt wurde). Nach einer schneller Dusche ging es dann in die Innenstadt wo das Mittagessen in einem kleineren russischen Palast auf dem Programm stand. Nach kurzem Herumirren fanden wir dann endlich das richtige Haus und kamen grade pünktlich zum ersten Gang.
Das Essen ansich war sehr lecker, es gab erst einen Salat, dann eine Zwiebelsuppe, als Hauptgericht Geschnetzeltes in Pilzsoße mit Kartoffeln und als Dessert Pfannkuchen. Der Palast war sehr edel eingerichtet und gehörte wohl einer der ehmaligen adeligen Familien und entstammte noch aus der Zarenzeit. Nach dem Hauptgericht wurden wir dann von drei russischen Folkloremusikern mit russischer Musik verwöhnt. Dabei waren natürlich auch einige Lieder, bzw. Rhythmen, die man kannte und welche oft von anderen Künstlern im Westen benutzt wurden. Nach dem Dessert gab es dann noch einige russische "Spiele", die den Nachmittag doch erheblich erheiterten. Von einem Wettstreit, bei dem beide Gegner versuchen des anderen Mütze zu entweden, habe ich sogar ein Video.
Die restlichen Spiele waren meist irgendwelche verkappten Kuppelspiele, wie man sie überall auf der Welt kennt. Nach zwei lustigen Stunden voller Essen, Musik, Spielen und viel Geklatsche ging es dann auf den Heimweg Richtung Hotel während die anderen noch den Palast unsicher machten, indem Rasputin ermordet wurde.
Ich suchte verzweifelt nach einer Post um Briefmarken zu kaufen, blieb allerdings unfündig. Anschließend könnte ich mir noch einen kurzen Nachmittagsschlaf, ehe wir uns wieder um kurz nach 20 Uhr auf Zimmer 535 zur Preparty trafen. Dieses Mal waren wir einige mehr, da fast niemand an diesem Abend in die Oper gegangen ist. Wir bereiteten uns also pflichtbewusst auf unseren letzten Abend in der russischen Metropole vor und gingen dies geflissentlich an. Wir nahmen eine der letzten Metros zurück in die Stadt, welche uns zu dem Club unserer Wahl für den heutigen Tag bringen sollte. War es gestern noch eher eine Bar mit Tanzfläche gewesen, sollte es dieses Mal ein richtiger Club sein.
Wir liefen von der Metrostation eine knappe Viertelstunden und stellten dann fest, dass der Eintritt 400 Rubel betragen sollte, was knappe 12 Euro waren. Dadurch, dass wir aber in russischer Begleitung waren und ein wenig in der Landessprache verhandelten zahlten wir letztendlich nur 250! Der Club war recht gut besucht und hatte unter Anderem eine drehende Tanzfläche, Wasser welches von Zeit zu Zeit von der Decke auf die Tanzfläche lief und neben Nebelmaschinen auch noch Schaummaschinen.
Dafür waren die Getränkepreise auch wesentlich höher. Mitten in der Nacht trat auf einmal ein Zauberer auf der Tanzfläche auf, der einige interessante Tricks zeigte, aber eher die Stimmung ein wenig zerstörte. Nichtsdestotrotz feierten wir relativ lange und beobachten dabei das sehr extrovertierte Verhalten der russischen Damenwelt, welches ja immer in Gerüchten angesprochen wird.
Anschließend erfuhren wir allerdings, dass wir auf einer größeren Insel waren und das Problem bestand, dass alle Brücken Richtung Festland bis 5 Uhr morgens geschlossen sind. Da wir eh schon halb 5 hatten und noch nicht grade müde waren, machte uns das wenig aus - aber wir fragten uns, wie es in einer Großstadt sein kann, dass man nicht mehr vor 5 Uhr von einer relativ großen Insel wegkommt und so gezwungen ist die ganze Nacht zu feiern.
Kurz nach 5 verließen wir also die Discothek und folgten der Weisheit, die unser Reiseguide uns anvertraut hat. Wen man ein Taxi will, einfach den Arm raushalten: Jedes Auto kann ein Taxi sein. Und tatsächlich, das erste Auto hielt direkt an und fuhr uns für 400 Rubel die 20 Minuten nach Hause. Um halb 6 angekommen gingen wir noch auf ein spätes Bier auf eines der Zimmer, bevor ich dann um halb 7 hundemüde in mein Bett fiel und den Abend nochmal Revue passieren ließ!