Die ersten Stunden in Helsinki sind vergangen und es ist doch einiges geschehen. Am Montag ging es endlich los. Nachdem ich am Flughafen angekommen und innerhalb von zwei Minuten eingecheckt hatte, kaufte ich mir noch ein Buch: Der Baader-Meinhof-Komplex von Stefan Aust. Schließlich muss ich mich ja über das Drehbuch des Films informieren, in welchem ich als Komparse ab dem 25. September zu bewundern bin. Sowohl das Einsteigen ins Flugzeug als auch der Abflug verliefen recht problemlos und ich vertiefte mich während des Fluges in mein Buch. Langsam wurde ich ein wenig nervös. Würde das mit dem Pick-Up Service klappen, obwohl ich nichts davon gehört hatte?
Der Flug war angenehm und knappe 3 Stunden nach meinem Abschiedsessen in Frankfurt bekam ich wiederum eine warme Mahlzeit, die ich nicht unbedingt erwartet und gebraucht hätte. Gegen 17:50 Uhr finnischer Zeit landeten wir und ich bekam zum aussteigen noch eine Minitafel Toblerone von der Stewardess geschenkt, was ich als positives Zeichen wertete, für das restliche Gelingen des Tages. Kaum 10 Minuten standen Carl-Christian, der andere Politikstudent aus Tübingen, und ich am Gepäckband und schon hatten wir unsere Sachen. Als wir den zollfreien Bereich des Flughafens verließen und die elektronischen Türen zur Seite glitten, sah ich mich verzweifelt nach meinem Pick-Up Service um und tatsächlich – eine junge, blonde Studentin, die sich später als Eeva vorstellte, hatte meinen Namen auf ein DinA4 Papier geschrieben und ich begab mich zielstrebig zu ihr. Sie begrüßte mich freundlich und sagte mir in fließendem Deutsch, dass sie mich zu meiner Wohnung begleiten würde. Ich folgte ihr also aus dem Flughafen und wir hatten Glück, dass direkt im Flughafenvorfeld der richtige Bus bereits stand. Auf uns wartete eine knapp einstündige Fahrt, mit dem Bus und anschließend mit der Metro, durch die Stadt. Als wir in den Bus stiegen und Eeva mir erzählte, dass sie das letzte Jahr in Köln studiert hatte und deswegen so gut Deutsch sprach, schwebte auf einmal ein Fetzen Musik von Creedence Clearwater Revival durch den Bus und ich spürte eine wunderbare Erleichterung darüber, dass einfach mal alles prima geklappt hatte. Ich hatte 2,5 kg Übergepäck am Flughafen, was aber kein Problem war, mein Gepäck kam sicher in Helsinki an, wir waren nicht abgestürzt und nun wurde ich sicher, ohne viel Stress und außerdem unterlegt von CCR in meine Wohnung gebracht. Besser konnte es echt nicht werden!
Eeva gab mir einige Informationsbroschüren und erzählte mir einige Dinge über Helsinki und das Studieren in dieser Stadt. Schon beim Anflug war mir aufgefallen, wie weit gefächert diese Stadt trotz ihrer nur 550.000 Einwohner ist. Überall sind kleine bis mittlere Wälder zwischen den Häusern und es gibt nur einen wenige Quadratkilometer großen, wirklichen Stadtkern. Im Bus setzte sich diese Entdeckung fort und wir brauchten einige Zeit, bis wir wirklich in der Innenstadt waren und in die Metro umstiegen. Auf dem Weg bemerkte ich, dass sich auch die Benzinpreise in Finnland kaum von denen in Deutschland unterscheiden.
Als wir mit der Metro ankamen mussten wir noch einen kleinen Fußmarsch bewältigen, bis wir am Komplex des Studentenwohnheims ankamen. Das Wohnheim liegt am Ende einer Straße, nach der nur noch Wald und Wiesen kommen. Mitten im Grünen also. Auf dem Weg entdeckte ich noch das ein oder andere Geschäft, in welchem man glücklicherweise sieben Tage die Woche einkaufen konnte. Eeva gab mir meinen Schlüssel und ich begab mich in meine Wohnung, in der Hoffnung meine beiden neuen Mitbewohner endlich kennen zu lernen. Mich erwartete allerdings etwas Anderes. Hinter der Tür türmten sich Werbung und Briefe an vorherige Bewohner, die bis zu drei Monate alt waren. Die Wohnung war verlassen.
Allerdings ist diese sehr modern, mit einer großen Küche und Wohn/Esszimmer, drei einzelnen Zimmer und einem Balkon. In meinem Zimmer ist ein großer Schrank, 1 Kommode, 1 Bücherschrank, 1 Schreibtisch und ein viel zu kleines Bett. Knappe 80 Quadratmeter hat die Wohnung insgesamt.
Eeva verabschiedete sich und gab mir ihre Nummer, falls ich noch Fragen hätte. Ich begann meine Sachen ein wenig einzurichten und stellte mich danach dem nächsten Abenteuer. Ein wenig zum Frühstück einzukaufen. Dies klappte eigentlich recht unkompliziert. Supermärkte funktionieren wohl überall auf der Welt auf die gleiche Art und Weise. Und meine rudimentären Schwedischkenntnisse erweisen sich in einem Land, was sich durch seine offizielle Zweisprachigkeit auszeichnet, doch als recht nützlich. Fast alle offiziellen Dinge sind in beiden Sprachen und somit habe ich immerhin annähernd die Chance zu verstehen, was denn dort geschrieben steht. Nach meinem mehr oder weniger erfolgreichen Einkauf, der entgegen allen Vermutungen auch nicht viel teurer als in Deutschland war, aß ich noch zu Abend, las eine Weile und ging dann ins Bett, schließlich war es in Finnland schon eine Stunde später und ich musste am nächsten Morgen um 7 Uhr aufstehen. Das war er also, mein erster Abend in Helsinki. Details vom ersten Tag der Orientierungskurse folgen mit einigen Bildern seeeehr bald. Jetzt muss ich erstmal zu einem riesigen Pizzaessen mit vielen Politikstudenten gehen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen