Donnerstag, 28. August 2008

Die ersten Schritte

Die ersten drei Tage der Orientierungskurse sind vorbei und ich habe viel Organisatorisches erfahren, viel von Helsinki gesehen, habe Karten & Papierkram beantragt, die Mensen getestet und letztendlich unendlich viel in diversen Schlangen gewartet. Los ging alles am Dienstag, wo wir uns um 9 Uhr im Hauptgebäude der Universität zur Begrüßung usw. einfinden mussten.















Anschließend gab es eine Menge Organisatorisches auf die Ohren und schließlich zur Mittagspause den Besuch der Mensa, welche hier Unicafe heißt und fast in jedem Unigebäude vorhanden ist. Die Preise sind für Finnland absolut günstig. Im Tagesmenü kriegt man ein Glas Wasser und ein Glas Saft oder Milch, einen Salat vom Salatbüffet, Brot und ein Hauptgericht mit soviel Beilagen wie gewünscht für 2,60 Euro. Unschlagbar günstig und auch wirklich lecker.
Nach dem Mittagessen sollten wir uns mit unseren Tutoren treffen, die mit uns die ganzen Behördengänge und universitätsinternen Besorgungen abwickeln sollten. Kaisa, unsere Tutorin, hatte uns bereits letzte Woche kontaktiert und freute sich unheimlich uns jegliche dumme und oft wiederholte Frage zu beantworten. Wir setzten uns zum kennen lernen zunächst in einen Park und tatsächlich, nach einem wolkenverhangenen Morgen, kam die Sonne heraus und es wurde wirklich warm (sic!). Wir klärten eine Menge Fragen und erledigten die ersten Besorgungen. Das muntere „queuing“ hatte begonnen und sollte erst ein paar Tage später enden. Wir verbrachten wirklich sehr, sehr viel Zeit damit zu warten. Entmutigen ließen wir uns aber nicht.
Kaisa erzählte uns gleich von ein paar wichtigen Terminen & Fahrten, an denen wir unbedingt teilnehmen sollten. Gestern, am Mittwoch, war ein studienganginternes Pizzaessen und am Sonntag machen wir eine Boot-Tour mit allen finnischen Politik-Erstis. Sinn des Ganzen ist: Abends aufs Boot gehen, ablegen, Tax-Free Alkohol konsumieren und morgens verstrahlt und nach schlafloser Nacht wieder in Helsinki anzulegen und gemeinsam zur offiziellen Semestereröffnung zu gehen. Im November wird es dann einen dreitägigen Bootstrip nach Stockholm geben, an dem ich auch unbedingt teilnehmen will.
Im Prinzip ist Finnland genau so wie man es sich vorstellt. Besonders als Austauschstudent. Die Menschen sind freundlich, offen, herzlich und fast jeder spricht gut bis sehr gut Englisch. Niemand scheut sich einem zu helfen, falls man mal nicht weiter weiß. Außerdem sind alle blond, ich falle also nicht so arg auf, und besonders die Studenten achten sehr auf ihr Aussehen und ihre Kleidung. Die wenigen Leute, die eher verranzt aussehen, sind meistens die Austauschstudenten.
Gestern und heute wurden dann unsere Orientierungstage fortgesetzt und wir erfuhren mehr oder weniger nützliches und unnützes Zeug. Beachtlich ist, dass die Universität Helsinki sehr vermögend ist. Jeder Student hat hier die Möglichkeit sich im Krankheitsfall versorgen zu lassen. Nur bei ernsteren Dingen, muss man einen kleinen Beitrag selbst bezahlen. Ansonsten sind sowohl Allgemeinarzt, als auch bspw. Zahnarzt Besuche kostenlos.
Gestern Abend war dann das tolle Pizzaessen und wir trafen uns schon vorher im Gebäude der Student Union von Political Sciences und tranken das ein oder andere Bier, welches subventioniert wurde und nur 1,50 Euro / 0,5l kostete. Anschließend gingen wir dann Pizzaessen und ich lernte eine Menge finnischer Studenten kennen, welche grade erst begonnen hatten, aber auch einige alte Hasen. Wie immer freuten sie sich, mit ausländischen Studenten zu reden.
Nur das Wetter ist alles andere als toll. Momentan sind es knappe 12-15 Grad und seit gestern Abend regnet es eigentlich ständig. Trotzdem laufen die Finnen alle rum, als wäre es Sommer. Meine Oma würde sich vermutlich darüber aufregen, dass sie alle zu leicht bekleidet sind und es doch viel zu kalt wäre. ;-) Kalt finde ich es auch nicht, nur der Regen geht mir auf die Nerven. Es dürfte allerdings besser werden, sobald es kälter und somit auch trockener wird. Ich wünsch euch trotzdem allen einen goldenen September, genießt das Wetter solange ihr noch könnt.
Mit Carl habe ich heute schon geplant, dass wir vermutlich in unserer freien Woche im Oktober nach St. Petersburg fliegen und eventuell im Dezember (ich habe nur bis 12.12 Kurse, bin allerdings noch bis 22.12 hier) noch einen kleinen Skandinavien-Trip, oder ähnliches machen. Mal schauen, wie sich unsere Pläne entwickeln. Nächstes Wochenende steht vermutlich erstmal Riga mit der Fähre auf dem Programm. Estland ist nämlich fast um die Ecke und der Alkohol ist viel, viel billiger. ;-)
Gleich begebe ich mich auf die erste, der berühmt berüchtigten Erasmus-Partys. Da werden dann fast alle Austauschstudenten, plus eine Menge Einheimischer sein und es wird vermutlich eine Menge (subventionierter) Alkohol fließen!
Dann verbleibe ich mal für heute Abend und sage Danke (Kiitos) fürs Lesen!

Mittwoch, 27. August 2008

Fly me to the moon!

Die ersten Stunden in Helsinki sind vergangen und es ist doch einiges geschehen. Am Montag ging es endlich los. Nachdem ich am Flughafen angekommen und innerhalb von zwei Minuten eingecheckt hatte, kaufte ich mir noch ein Buch: Der Baader-Meinhof-Komplex von Stefan Aust. Schließlich muss ich mich ja über das Drehbuch des Films informieren, in welchem ich als Komparse ab dem 25. September zu bewundern bin. Sowohl das Einsteigen ins Flugzeug als auch der Abflug verliefen recht problemlos und ich vertiefte mich während des Fluges in mein Buch. Langsam wurde ich ein wenig nervös. Würde das mit dem Pick-Up Service klappen, obwohl ich nichts davon gehört hatte?

Der Flug war angenehm und knappe 3 Stunden nach meinem Abschiedsessen in Frankfurt bekam ich wiederum eine warme Mahlzeit, die ich nicht unbedingt erwartet und gebraucht hätte. Gegen 17:50 Uhr finnischer Zeit landeten wir und ich bekam zum aussteigen noch eine Minitafel Toblerone von der Stewardess geschenkt, was ich als positives Zeichen wertete, für das restliche Gelingen des Tages. Kaum 10 Minuten standen Carl-Christian, der andere Politikstudent aus Tübingen, und ich am Gepäckband und schon hatten wir unsere Sachen. Als wir den zollfreien Bereich des Flughafens verließen und die elektronischen Türen zur Seite glitten, sah ich mich verzweifelt nach meinem Pick-Up Service um und tatsächlich – eine junge, blonde Studentin, die sich später als Eeva vorstellte, hatte meinen Namen auf ein DinA4 Papier geschrieben und ich begab mich zielstrebig zu ihr. Sie begrüßte mich freundlich und sagte mir in fließendem Deutsch, dass sie mich zu meiner Wohnung begleiten würde. Ich folgte ihr also aus dem Flughafen und wir hatten Glück, dass direkt im Flughafenvorfeld der richtige Bus bereits stand. Auf uns wartete eine knapp einstündige Fahrt, mit dem Bus und anschließend mit der Metro, durch die Stadt. Als wir in den Bus stiegen und Eeva mir erzählte, dass sie das letzte Jahr in Köln studiert hatte und deswegen so gut Deutsch sprach, schwebte auf einmal ein Fetzen Musik von Creedence Clearwater Revival durch den Bus und ich spürte eine wunderbare Erleichterung darüber, dass einfach mal alles prima geklappt hatte. Ich hatte 2,5 kg Übergepäck am Flughafen, was aber kein Problem war, mein Gepäck kam sicher in Helsinki an, wir waren nicht abgestürzt und nun wurde ich sicher, ohne viel Stress und außerdem unterlegt von CCR in meine Wohnung gebracht. Besser konnte es echt nicht werden!

Eeva gab mir einige Informationsbroschüren und erzählte mir einige Dinge über Helsinki und das Studieren in dieser Stadt. Schon beim Anflug war mir aufgefallen, wie weit gefächert diese Stadt trotz ihrer nur 550.000 Einwohner ist. Überall sind kleine bis mittlere Wälder zwischen den Häusern und es gibt nur einen wenige Quadratkilometer großen, wirklichen Stadtkern. Im Bus setzte sich diese Entdeckung fort und wir brauchten einige Zeit, bis wir wirklich in der Innenstadt waren und in die Metro umstiegen. Auf dem Weg bemerkte ich, dass sich auch die Benzinpreise in Finnland kaum von denen in Deutschland unterscheiden.

Als wir mit der Metro ankamen mussten wir noch einen kleinen Fußmarsch bewältigen, bis wir am Komplex des Studentenwohnheims ankamen. Das Wohnheim liegt am Ende einer Straße, nach der nur noch Wald und Wiesen kommen. Mitten im Grünen also. Auf dem Weg entdeckte ich noch das ein oder andere Geschäft, in welchem man glücklicherweise sieben Tage die Woche einkaufen konnte. Eeva gab mir meinen Schlüssel und ich begab mich in meine Wohnung, in der Hoffnung meine beiden neuen Mitbewohner endlich kennen zu lernen. Mich erwartete allerdings etwas Anderes. Hinter der Tür türmten sich Werbung und Briefe an vorherige Bewohner, die bis zu drei Monate alt waren. Die Wohnung war verlassen.

Allerdings ist diese sehr modern, mit einer großen Küche und Wohn/Esszimmer, drei einzelnen Zimmer und einem Balkon. In meinem Zimmer ist ein großer Schrank, 1 Kommode, 1 Bücherschrank, 1 Schreibtisch und ein viel zu kleines Bett. Knappe 80 Quadratmeter hat die Wohnung insgesamt.

Eeva verabschiedete sich und gab mir ihre Nummer, falls ich noch Fragen hätte. Ich begann meine Sachen ein wenig einzurichten und stellte mich danach dem nächsten Abenteuer. Ein wenig zum Frühstück einzukaufen. Dies klappte eigentlich recht unkompliziert. Supermärkte funktionieren wohl überall auf der Welt auf die gleiche Art und Weise. Und meine rudimentären Schwedischkenntnisse erweisen sich in einem Land, was sich durch seine offizielle Zweisprachigkeit auszeichnet, doch als recht nützlich. Fast alle offiziellen Dinge sind in beiden Sprachen und somit habe ich immerhin annähernd die Chance zu verstehen, was denn dort geschrieben steht. Nach meinem mehr oder weniger erfolgreichen Einkauf, der entgegen allen Vermutungen auch nicht viel teurer als in Deutschland war, aß ich noch zu Abend, las eine Weile und ging dann ins Bett, schließlich war es in Finnland schon eine Stunde später und ich musste am nächsten Morgen um 7 Uhr aufstehen. Das war er also, mein erster Abend in Helsinki. Details vom ersten Tag der Orientierungskurse folgen mit einigen Bildern seeeehr bald. Jetzt muss ich erstmal zu einem riesigen Pizzaessen mit vielen Politikstudenten gehen.

Montag, 4. August 2008

Von Flügen, Streiks und trüben Aussichten

Nachdem ich kurzerhand aufatmen konnte, da der Streik des Bodenpersonals bei Lufthansa ein Ende gefunden hatte, wollen jetzt die Piloten anfangen zu streiken. Ich hoffe, dass es auch dort eine schnelle Einigung gibt, denn mittlerweile habe ich meinen Flug am 25.08 gebucht und immerhin will ich doch einigermaßen unkompliziert in Helsinki ankommen. Zumindest werde ich freundlich am Flughafen empfangen werden, denn auch meinen Pick-Up-Service habe ich erfolgreich bestellt. Da kommt dann ein netter finnischer Student mit meinem Wohnungsschlüssel und fährt mich bis nach Hause. Wenn das mal nicht Luxus ist.
Trotz meinem lediglich 13m² großen Zimmer, habe ich natürlich immer einen Schlafplatz für jeden, der mich gerne besuchen mag. Mein Wohnheim hat sogar eine eigene Sauna. Na wenn das mal kein Ansporn ist nach Helsinki zu kommen. ;-)
Jetzt habe ich eben mal nach dem aktuellen Wetter und den Aussichten in Helsinki geschaut - und was soll ich sagen? Trübe, trübe Aussichten. Heute 14° Grad und Regen, die nächste Woche wird niemals mehr als 20° Grad erwartet. Aber ich habe es ja selbst so gewollt - und spätestens wenn dann der erste Schnee Ende September auf mich wartet, werde ich wohl wieder Sommer wollen!
Deswegen gilt es nochmal die letzten Sommertage in Deutschland zu genießen, sich in die Sonne zu legen, schwimmen zu gehen und einfach zu relaxen. Und wenn mir dann in Finnland kalt wird, geh ich einfach in die hauseigene Sauna und stell mir vor es wäre Sommer. :-)